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Erschienen in: Gynäkologische Endokrinologie 4/2021

Open Access 24.08.2021 | Polyzystisches Ovarialsyndrom | Journal Club

Neonatales Outcome nach Kryoembryotransfer bei PCOS-Patientinnen

verfasst von: Prof. Dr. med. Herbert Fluhr, MHBA

Erschienen in: Gynäkologische Endokrinologie | Ausgabe 4/2021

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Redaktion

Herbert Fluhr, Graz
Maren Goeckenjan, Dresden
Roxana Popovici, München
Barbara Sonntag, Hamburg
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Originalpublikation
Jiaying Lin PD, Haiyan Guo PD, Bian Wang MS, Qiuju Chen PD, Qianqian Zhu PD (2021) Neonatal outcomes in women with polycystic ovary syndrome after frozen-thawed embryo transfer. Fertil Steril 115:447–454.
Hintergrund.
Das Syndrom der polyzystischen Ovarien (PCOS) stellt ein relevantes Krankheitsbild dar, das ca. 5–20 % der Frauen im fertilen Alter betrifft. Angesichts der die Diagnose definierenden Probleme der Oligo‑/Anovulation, klinischen bzw. biochemischen Hyperandrogenämie sowie der polyzystischen Ovarmorphologie ist die in vielen Fällen resultierende Subfertilität ein Grund für die Inanspruchnahme reproduktionsmedizinischer Maßnahmen [1]. Bekanntermaßen weisen PCOS-Patientinnen in diesem Rahmen ein erhöhtes Risiko für ein ovarielles Überstimulationssyndrom (OHSS) auf, welches sich durch die Bevorzugung von Kryoembryotransfers erfreulicherweise reduzieren lässt [2, 3].
Hinsichtlich des Outcomes von Schwangerschaften bei PCOS-Patientinnen scheint ein höheres Risiko für Frühgeburten einerseits sowie auch für LGA-Feten („large for gestational age“) andererseits zu bestehen [4]. Allerdings gibt es bislang keine Untersuchungen, die sich der speziellen Frage nach dem neonatalen Outcome bei PCOS-Patientinnen mit Kryoembryotransfer im Rahmen von ART („assisted reproductive technology“) widmen.
In der vorliegenden Arbeit haben die Autoren daher in einem retrospektiven Ansatz das neonatale Outcome von Schwangerschaften nach Kryoembryotransfer analysiert und hierbei unterschieden zwischen PCOS-Patientinnen und solchen ohne eine entsprechende Diagnose.
Ergebnisse.
Für ihre Untersuchungen haben die Autoren Daten von 1167 Kindern von Müttern mit PCOS sowie von 9995 Kindern von Müttern ohne PCOS jeweils nach Kryoembryotransfer aus den Jahren 2007 bis 2019 in einer monozentrischen Auswertung zusammengestellt, wobei nur Einlingsschwangerschaften berücksichtigt wurden.
In der Auswertung zeigte sich ein höherer Anteil an Frühgeburten (10,5 % vs. 7,1 %) in der PCOS-Gruppe, wobei im Hinblick auf extreme Frühgeburten (vor 32 + 0 SSW) ein Unterschied von 1,7 % vs. 0,8 % (PCOS vs. Non-PCOS) zu beobachten war. Dieser Unterschied blieb auch in einer Subgruppenanalyse von Patientinnen mit normalem BMI (Body-Mass-Index) bestehen. Auch die Häufigkeit von Kindern mit sehr niedrigem (unter 1500 g) und niedrigem (unter 2500 g) Geburtsgewicht war in der PCOS-Gruppe höher (1,2 % vs. 0,5 % bzw. 5,1 % vs. 3,9 %). Auch nach einer logistischen Regressionsanalyse ergab sich eine erhöhte OR (Odds Ratio) für das Risiko einer Frühgeburt in der PCOS-Gruppe (OR 1,53, 95 %-CI 1,23–1,91 bzw. in der Subgruppe mit normalem BMI OR 1,62, 95 %-CI 1,25–2,10).

Kommentar und Fazit für die Praxis

Die Autoren schlussfolgern aus Ihren Ergebnissen, dass die Diagnose PCOS ein unabhängiger Einflussfaktor auf das Frühgeburtsrisiko bei Einlingsschwangerschaften nach Kryoembryotransfer ist.
Diese Beobachtung passt zu anderen Arbeiten, die bei PCOS-Patientinnen allgemein – d. h. auch bei Spontankonzeptionen – sowie auch im Rahmen von ART und Frischembryotransfers eine höhere Rate an Frühgeburten beschrieben haben [5, 6]. Hierbei wurde zunächst angenommen, dass in ART-Zyklen die durch die ovarielle Hyperstimulation bedingten supraphysiologischen Östrogenspiegel die Implantation und damit den weiteren Schwangerschaftsverlauf negativ beeinflussen, was hingegen bei einem Kryoembryotransfer ohne unmittelbar vorangehende Stimulation wiederum nicht der Fall sein kann. Die Differenzierung von natürlichen und letrozolstimulierten (mit und ohne Östrogensupplementierung) Zyklen ist hierbei allerdings ein zu beachtender Aspekt. Somit scheinen vorwiegend andere Faktoren, die mit den Veränderungen des PCOS selbst zusammenhängen, wesentlich für das erhöhte Frühgeburtsrisiko zu sein. Die vorliegende Studie erlaubt diesbezüglich jedoch keine Rückschlüsse, welche einzelnen Faktoren – PCO-Veränderung der Ovarien, Hyperandrogenämie oder Insulinresistenz – hierbei die entscheidende Rolle spielen.
Im klinischen Alltag sollten somit Schwangerschaften bei PCOS-Patientinnen unabhängig vom Entstehungsmodus der Schwangerschaft engmaschig hinsichtlich möglicher Vor- und Anzeichen einer Frühgeburt überwacht werden. Die Anwendung von Kryoembryotransfer führt hierbei zu einer niedrigeren OHSS-Rate, ohne jedoch das Risiko einer Frühgeburt zu beeinflussen.

Interessenkonflikt

H. Fluhr gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.
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Literatur
1.
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Metadaten
Titel
Neonatales Outcome nach Kryoembryotransfer bei PCOS-Patientinnen
verfasst von
Prof. Dr. med. Herbert Fluhr, MHBA
Publikationsdatum
24.08.2021
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Gynäkologische Endokrinologie / Ausgabe 4/2021
Print ISSN: 1610-2894
Elektronische ISSN: 1610-2908
DOI
https://doi.org/10.1007/s10304-021-00405-7

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