PCOS-Patientinnen erkranken häufiger an Krebs

Frauen, die an einem polyzystischen Ovarsyndrom (PCOS) erkrankt sind, haben offenbar ein erhöhtes Krebsrisiko, zumindest bis zum Eintritt der Menopause. Wie eine schwedische Registerstudie zeigt, betrifft dies nicht nur gynäkologische Tumoren. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Der Zusammenhang zwischen polyzystischem Ovarsyndrom (PCOS) und Krebserkrankungen wurde bereits in mehreren Studien untersucht, wobei man sich in der Vergangenheit zumeist auf einzelne Tumorentitäten, vor allem Ovarial- und Mammakarzinom, beschränkte. Registerstudie mit 3,5 Millionen Frauen Umfangreiche Daten zu verschiedenen Krebsrisiken im Zusammenhang mit dem PCOS legt jetzt ein chinesisch-schwedisches Forscherteam in der Zeitschrift JAMA Oncology vor. Die Registerstudie beruht auf Datensätzen von insgesamt rund 3,5 Millionen Schwedinnen. Demnach war das Risiko, im Gefolge einer PCOS-Diagnose (d. h. frühestens ein Jahr danach) an irgendeiner Form von Krebs zu erkranken, langfristig um relative 15% (gegenüber Frauen ohne PCOS) erhöht. Die Frauen mussten zum Zeitpunkt des Eintritts in die Studie – dieser fand zwischen 1985 und 2009 statt – mindestens 15 und höchstens 50 Jahre alt sein und durften bis dahin keine Krebsdiagnose aufweisen. Eine PCOS-Diagnose konnte zu diesem Zeitpunkt vorliegen, sie durfte jedoch nicht vor dem neunten Lebensjahr gestellt worden sein. Risikoerhöhung auch für Pankreas- und Nierenkarzinom Wie Dr. Weiyao Yin und ihr Team von der Sichuan University in China berichten, wurde im Studienzeitraum, d. h. bis Dezember 2009, bei 14.764 Frauen eine PCOS-Erkrankung diagnostiziert. 182 dieser Patientinnen, die zu Beginn im Schnitt 28 Jahre alt waren, entwickelten bis zum Studienende ein Karzinom. Dabei war das Risiko für ein Endometriumkarzinom bei den PCOS-Patientinnen um den Faktor 2,62 erhöht, für ein Ovarialkarzinom um den Faktor 2,16 und für ein Karzinom an einem endokrinen Organ um den Faktor 1,92. Das Pankreaskarzinomrisiko war um den Faktor 3,40 gestiegen, das Nierenkrebsrisiko um den Faktor 3,07 und das Risiko für ein Malignom des Skelett- bzw. hämatopoetischen Systems um den Faktor 1,69. An den Ergebnissen änderte sich nichts, wenn man die Einnahme von Medikamenten (Metformin, orale Kontrazeptiva, Hormonersatztherapie) sowie Schwangerschaften, Diabeteserkrankungen und Karzinome in der Familie berücksichtigte. Prämenopausale Frauen betroffen In einer zusätzlichen Analyse wurden die Daten von prä- und postmenopausalen Frauen getrennt ausgewertet. Wie Yin und Kollegen betonen, war der Risikozuwachs nur bis zum Eintritt der Menopause (in Schweden im Mittel mit 51 Jahren) deutlich; in dieser jüngeren Gruppe war das Krebsrisiko insgesamt bei den PCOS-Patientinnen um relative 22% erhöht (bei den älteren nur um 1%). Bei den Hazard Ratios (HR) für die einzelnen Tumorentitäten stachen bei den prämenopausalen Frauen vor allem die Raten für das Pankreaskarzinom (HR 6,68), das Endometrium- (HR 6,45) und das Nierenkarzinom (HR 4,57) hervor. An der Entstehung eines PCOS sind laut Yin et al. mehrere theoretisch karzinogene Prozesse beteiligt, darunter Dyslipidämie, Hyperinsulinämie und chronische Entzündung. Dies könnte die genannten Zusammenhänge zumindest teilweise erklären. Auf der Grundlage ihrer Ergebnisse, so die Forscher, müsse man den Krebs nun möglicherweise „zum Spektrum der langfristigen Gesundheitsfolgen eines PCOS hinzufügen“, was eine entsprechende Überwachung dieser Patientinnen notwendig machen würde. Empfehlung der Redaktion 03.07.2018 | Polyzystisches Ovarialsyndrom | Fortbildung Diagnostik, konservative und chirurgische Therapie des PCOS PCOS ist ein häufiges, komplexes, heterogenes Syndrom mit sich gegenseitig verstärkenden Ursachen. Die Begleiterscheinungen des PCOS wie Insulinresistenz und Adipositas haben einen wichtigen Einfluss auf die Gesundheit der betroffenen Patientin. Das Wichtigste in Kürze Frage: Haben Patientinnen mit einem polyzystischen Ovarsyndrom (PCOS) ein erhöhtes Krebsrisiko? Antwort: Einer schwedischen Registerstudie zufolge ist das der Fall. Hier war nach der PCOS-Diagnose bis zur Menopause vor allem das Risiko für Tumoren des Pankreas, des Endometriums und der Niere deutlich erhöht. Bedeutung: Frauen mit PCOS sollten möglicherweise intensiver auf bestimmte Krebsarten hin überwacht werden. Einschränkung: In der Registerstudie waren weder Patientinnen aus Allgemeinarztpraxen noch ambulante Patientinnen oder solche aus Privatkliniken erfasst.

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