Erschienen in:
28.01.2016 | Hodentumoren | Originalien
Postchemotherapeutische Residualtumorresektion komplexer Metastasenlokalisationen fortgeschrittener testikulärer Keimzelltumoren
verfasst von:
P. Paffenholz, D. Pfister, Prof. Dr. med. Dr. h.c. A. Heidenreich
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 5/2016
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Zusammenfassung
Einleitung
Die postchemotherapeutische Residualtumorresektion fortgeschrittener Keimzelltumoren ist integraler Bestandteil der multimodalen Therapie. Abhängig von Ausmaß und Lokalisation der Residualtumoren kann die postchemotherapeutische Residualtumorresektion (PC-RTR) ein bereits präoperativ gut zu planendes multidisziplinäres Vorgehen notwendig machen, um auch komplexe Situationen onkologisch sauber mit geringer therapieassoziierter Morbidität zu lösen. Ziel unserer Arbeit ist das interdisziplinäre Management der komplexen Residualtumoren aufzuarbeiten.
Patienten und Methodik
Es wurden unter 162 PC-RTRs 24 (17,8 %) Patienten identifiziert, die begleitend zur bilateralen PC-RTR zusätzliche Resektionen der Aorta abdominalis, V. cava inferior bzw. von Wirbelkörpern der BWS/LWS sowie benachbarter viszeraler Strukturen benötigten. Es erfolgte eine retrospektive Analyse der therapieassoziierten Komplikationen nach der Clavien-Dindo-Klassifikation sowie des progressionsfreien, tumorspezifischen und Gesamtüberlebens.
Ergebnisse
Das mittlere Patientenalter betrug 24,5 (18–52) Jahre. Alle Patienten hatten eine intermediäre/ungünstige Prognose nach IGCCCG. Der mittlere Tumordurchmesser bei PC-RTR war 18,6 (9,0–35) cm. Bei 5 Patienten wurden 1–2 metastatisch betroffene Lendenwirbelkörper reseziert, stabilisiert und mittels eines CAGE ersetzt. Bei 6 Patienten war aufgrund einer Infiltration die Resektion der Aorta abdominalis/V. cava inferior mit Gefäßprothesenersatz erforderlich. Bei 2 Patienten wurden die A. bzw. V. iliaca communis reseziert und ersetzt. Zudem war die Resektion retrocruraler Lymphknoten bei 5 Patienten bzw. eine begleitende Nephrektomie bei 3 Patienten erforderlich. Bei weiteren 4 Patienten war eine Whipple-Operation aufgrund einer Infiltration von Pankreas bzw. Duodenum erforderlich. Die mittlere OP-Zeit betrug 7,8 (6–15) h, der mittlere Blutverlust lag bei 1450 (900–3400) ml, es traten 2 Clavien-IVa-Komplikationen auf. Histologisch fand sich bei 16/24 Patienten Teratom/vitales Karzinom sowie bei 8 Patienten Narbe/Nekrose. Nach einem mittleren Follow-up von 2,5 Jahren entwickelte 1 Patient ein Rezidiv, 1 Patient verstarb tumorbedingt.
Zusammenfassung
Wenige Patienten mit fortgeschrittenem NS benötigen postchemotherapeutisch komplexe Residualtumorresektionen in einem interdisziplinären Setting mit gutem onkologischen und funktionellen Ergebnis. Auch die Beteiligung vaskulärer oder vertebraler Strukturen stellt keine Kontraindikation der kompletten Resektion dar.