Erschienen in:
26.09.2020 | Allgemeinanästhesie | Kasuistiken
Iatrogene Anisokorie nach Scopolaminpflaster zur PONV-Prophylaxe
verfasst von:
Dr. med. A. von Nell, N. Kiefer, M. Amarasekara, B. Lauterbach, R. K. Ellerkmann
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 12/2020
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Zusammenfassung
Es wird über den Fall einer 29-jährigen Patientin mit einer unilateralen Mydriasis nach Anwendung eines Scopolaminpflasters bei ausgeprägter PONV-Anamnese berichtet. Das Pflaster wurde zur Narkoseeinleitung ergänzt und vor Verlegung auf die Station entfernt. Nach einer elektiven Metallentfernung und Narkose mittels TIVA trat am ersten postoperativen Tag eine unilaterale Mydriasis des linken Auges mit Akkommodationsstörung auf. In der Folge wurden zur Abklärung der Symptomatik neurologische sowie augenärztliche Untersuchungen durchgeführt. Zusätzlich erfolgte eine MRT mit Kontrastmittel zum Ausschluss eines zentralen Geschehens. Es wurden keine Ursachen für das klinische Bild erfasst, sodass die Verdachtsdiagnose einer pharmakologisch induzierten Anisokorie durch den Wirkstoff Scopolamin erhoben wurde. Der Auslöser schien dabei ein Verwischen des Wirkstoffs von der Klebestelle in das betroffene Auge zu sein. Die Symptomatik und das klinische Bild hoben sich bei der Patientin nach 24 h ohne weitere Therapiemaßnahmen wieder auf.
Frühe emetische Symptome können durch ein Scopolaminpflaster signifikant reduziert werden. Viele Kliniker raten jedoch aufgrund der oben beschriebenen Problematik von der Verwendung von Scopolaminpflastern zur PONV-Prophylaxe ab, da eine intraoperative oder postoperative Anisokorie bei einem neurologisch nichtbeurteilbaren Patienten den zwingenden Ausschluss eines zentralen Ereignisses zur Folge hat.