17.11.2024 | Postpartale Depression | Leitthema
Macht Mutterwerden krank? – Häufigkeit psychischer Diagnosen bei Müttern nach der Geburt im Vergleich zu kinderlosen Frauen auf Basis von BARMER-Abrechnungsdaten
verfasst von:
Dr. med. Dagmar Hertle, Isabelle Petrautzki, Danny Wende
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
|
Ausgabe 12/2024
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Einleitung
In Deutschland werden jährlich etwa 700.000 Kinder geboren. Mütter stehen aufgrund herrschender Rollenbilder und gesellschaftlicher Erwartungen unter hohem Druck. Bis zu 15 % der Mütter sollen postpartal von einer Depression betroffen sein. Bisherige Studien basieren meist auf Befragungen, sind überwiegend älter und divergieren stark in ihren Ergebnissen. Die vorliegende Studie bringt eine andere Datenquelle ins Spiel und fragt, wie häufig sich Diagnosen psychischer Erkrankungen bei Müttern nach der Geburt eines Kindes im Vergleich zu kinderlosen Frauen in den Abrechnungsdaten einer großen Krankenkasse finden.
Methoden
Durchgeführt wurde eine retrospektive gematchte Kohortenstudie mit Krankenkassendaten der Jahre 2017–2022, die Mütter und kinderlose Frauen gleichen Alters und mit gleichen medizinischen und sozioökonomischen Eigenschaften hinsichtlich der Outcomes Depressionen, Erschöpfung sowie Angst- und Belastungsstörungen vergleicht. Die Modellierung erfolgte mittels Poisson-Regression.
Ergebnisse
Mütter erhielten innerhalb von 5 Jahren nach der Geburt eines Kindes seltener eine Diagnose aus dem Bereich psychischer Störungen als kinderlose Frauen. Im Längsschnitt glichen sich die Diagnosehäufigkeiten jedoch an.
Diskussion
Mutterwerden führt zumindest in den ersten Jahren nach der Geburt nicht zu mehr Diagnosen psychischer Störungen gegenüber kinderlosen Frauen. Die Daten sind aber schwer zu interpretieren, da aus ihnen der eventuelle Einfluss externer Faktoren auf die Diagnosestellung, wie z. B. die Rollenerwartung der „glücklichen Mutter“, oder eine Veränderung in der Inanspruchnahme ärztlicher Versorgung durch das Muttersein aus den Abrechnungsdaten nicht ersichtlich sind.