14.06.2024 | Posttraumatische Belastungsstörung | Leitthema
Dialektisch behaviorale Therapie für komplexe posttraumatische Belastungsstörung (DBT-PTBS): ein evidenzbasiertes störungsspezfisches Behandlungsprogramm
verfasst von:
Prof. Dr. Martin Bohus, Dr. Ruben Vonderlin
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 7/2024
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Zusammenfassung
Die dialektisch behaviorale Therapie für komplexe posttraumatische Belastungsstörungen (DBT-PTBS) ist ein modulares Behandlungsprogramm, das am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) der Universität Heidelberg in den Jahren 2005 bis 2021 entwickelt wurde. DBT-PTBS ist auf die Bedürfnisse von PatientInnen mit komplexer PTBS nach sexueller oder körperlicher Traumatisierung in der Kindheit und Jugend ausgerichtet. Sie wurde speziell für Betroffene konzipiert, die unter schweren Problemen der Emotionsregulation, anhaltenden Selbstverletzungen, chronischen Suizidgedanken sowie schweren dissoziativen Symptomen leiden und dabei ein ausgeprägtes negatives Selbstkonzept mit einem hohen Maß an Schuld, Scham, Selbstverachtung und zwischenmenschlichen Problemen zeigen. Um diese sehr unterschiedlichen Kernbereiche zu behandeln, kombiniert die DBT-PTBS evidenzbasierte therapeutische Strategien: Prinzipien, Regeln und Fertigkeiten der DBT, traumaspezifische kognitive und expositionsbasierte Techniken sowie imaginative Interventionen und Verfahren zur Verhaltensänderung. Das Behandlungsprogramm ist so konzipiert, dass es sowohl ambulant (45 Wochen) als auch stationär (12 Wochen) durchgeführt werden kann. Ergebnisse aus zwei randomisiert-kontrollierten Studien zeigen große Effektstärken auf unterschiedlichste Symptombereiche sowie eine signifikante Überlegenheit von DBT-PTBS im Vergleich zur „Cognitive Processing Therapy“ (CPT). Aufgrund dieser Ergebnisse ist die DBT-PTBS ein vielversprechendes evidenzbasiertes Behandlungsprogramm für alle Merkmale einer komplexen PTBS nach sexuellem Missbrauch in der Kindheit und Jugend.