Erschienen in:
01.08.2015 | Originalien
Prä- und Post-Ergebnisse einer stationären neurootologisch fundierten und psychosomatischen Tinnitustherapie
verfasst von:
Dr. H. Schaaf, G. Hesse
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 8/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die stationäre Behandlung des chronisch komplexen Tinnitusleidens kann für Patienten erforderlich werden, die eine hohe Symptombelastung, meist mit einer entsprechenden psychischen Komorbidität, aufweisen und/oder die ihr psychogenes Leiden nur somatisierend im Tinnitus wahrnehmen können.
Methode
Vorgestellt werden Ergebnisse von 368 fortlaufend stationär behandelten Patienten mit komplexem Tinnitusleiden. Dabei wurden die Hörbefunde erhoben sowie am Anfang und Ende der Behandlung der Mini-Tinnitus-Fragebogen (Mini-TF12) nach Hiller und Goebel sowie zur Abschätzung der Angst- und der Depressionskomponente die deutschsprachige Version des Hospitality Anxiety and Depression Score (HADS) eingesetzt und aus beiden die Effektstärken bestimmt. Die Therapie dauerte im Durchschnitt 38,8 Tage (Standardabweichung, SD: 13,6), d. h. 5,5 Wochen. Schwerpunkte waren eine hochfrequente störungsspezifische neurootologische Aufklärung und Psychoedukation, die Verbesserung der Hörfähigkeit mittels apparativer Versorgung, eine darauf abgestimmte Hörtherapie und eine hochfrequente Einzel- und Gruppenpsychotherapie.
Ergebnisse
Bei 82,1 % der Patienten bestand neben dem Tinnitusleiden eine versorgungspflichtige Hörminderung. Nach Abschluss der stationären Behandlung wurde eine signifikante Verbesserung der Tinnitusbelastung im Mini-TF12 und eine signifikante Minderung der Depressions- und Angstkomponente im HADS mit hohen Effektstärken von 1,6 bis 2,2 erreicht. Bei 8,9 % der Patienten wurde keine Minderung der Tinnitussymptomatik in den leichten bis mittelgradigen Bereich hinein erzielt.
Schlussfolgerung
Bei entsprechendem Symptomdruck kann eine störungsspezifische stationäre Tinnitustherapie mit neurootologischem und psychotherapeutischem Schwerpunkt mittel- bis hochgradig effektiv sein.