Prädiabetes: Neue Subtypen mit unterschiedlichem Risiko

Tübinger Forscherinnen und Forscher identifizierten sechs distinkte Personengruppen, die sich unter anderem in ihrem Risiko, einen Diabetes zu entwickeln, unterscheiden. Das bietet möglicherweise in Zukunft die Chance für frühe und gezielte Interventionen. Menschen mit Diabetes in die neuen Cluster – SAID (Severe Autoimmune Diabetes), SIDD (Severe Insulin Deficient Diabetes), SIRD (Severe Insulin-resistant Diabetes), MOD (Mild Obesity-related Diabetes) und MARD (Mild Age Related Diabetes) – einzuteilen, kann in Zukunft möglicherweise dabei helfen, die Therapie individueller zu gestalten. Idealerweise würde man aber die Betroffenen mit einem erhöhten Risiko für Diabetes schon früh erkennen und den neuen Diabetes-Clustern zuordnen, sagte Prof. Dr. med. Andreas L. Birkenfeld, Universitätsklinikum Tübingen, bei einem Webinar der DIAD-Initiative. Empfehlung der Redaktion Fortbildung zu Prävention, Therapie und Folgeerkrankungen DIAD – Die Initiative gegen Diabetes und Adipositas von Springer Medizin Live-Webinare und aktuelle Fortbildungsartikel sind das Herzstück von DIAD – der Initiative gegen Typ-2-Diabetes und Adipositas von Springer Medizin, gemeinsam mit Gesundheitspartnern. Die interprofessionelle Zusammenarbeit steht dabei im Fokus. Wir halten Sie zu Prävention, neuen Therapien und optimierter Patientenversorgung informiert! Hohes Risiko in drei Clustern identifiziert Seine Arbeitsgruppe und weitere Forschende widmeten sich dieser Fragestellung und untersuchten 899 Personen aus der Tübinger Familienstudie mit Diabetes-Risiko, definiert als Prädiabetes, familiäre Vorgeschichte von Typ-2-Diabetes, früherer Gestationsdiabetes und Fettleibigkeit [1]. Mittels der Parameter Insulinsensitivität, Insulinsekretion, HDL-Cholesterin, Triglyzeride, Körperfettverteilung (MRT) und genetischer Risikoscore ermittelten die Autorinnen und Autoren sechs Cluster. Cluster 1, 2 und 4 wiesen dabei ein niedriges Risiko für Diabetes und Komplikationen auf. Anders sah es für die Cluster 3, 5 und 6 aus: In Cluster 3 fielen Menschen mit einer niedrigen Insulinsekretion und einem hohen genetischen Risiko. Cluster 5 umfasste Personen mit hohem Leberfett und Insulinresistenz. In Cluster 6 fanden sich Menschen mit einem hohen Anteil von viszeralem Fett und Nierenfett. Cluster 3 und 5 hatten ein hohes Risiko für Diabetes, die Cluster 3, 5 und 6 ein hohes Risiko für eine Nephropathie. „Das ist interessant, weil das Cluster 6 klinisch eigentlich kaum in Erscheinung tritt. Diese Menschen bekommen erst viel später Diabetes als die aus den anderen Clustern, aber entwickeln trotzdem schon eine Nephropathie“, erläuterte Birkenfeld. Die Sterblichkeit sei in Cluster 5 und 6 besonders hoch. Aufgrund der hohen Rate an Komplikationen in den drei Clustern sei ein frühzeitiges Eingreifen erforderlich. Lesen Sie auch die anderen Beiträge zum Webinar: Von SAID bis MARD – fünf Cluster für Diabetes Therapie des Typ-2-Diabetes: Das sollten Sie wissen! Die Meinungen, wie präventive Maßnahmen für Menschen mit erhöhtem Risiko aussehen sollten, gehen allerdings auseinander. In der Diabetes Prevention Program Outcomes Study (DPPOS) verringerte sich bei Patientinnen und Patienten mit Prädiabetes, die durch eine Lebensmittelintervention oder eine Metformin-Therapie einen normalen Glukosestoffwechsel erreichten, das Diabetesrisiko um 56 % [2]. Ziel: Prädiabetes-Remission In Leitlinien wird empfohlen, übergewichtige oder adipöse Personen mit Typ-2-Diabetes einer intensiven Lebensstilintervention zuzuführen, mit dem Ziel, 7 % des initialen Körpergewichts zu verlieren und diese Gewichtsreduktion zu halten. In einer aktuellen Studie, an der Birkenfeld ebenfalls beteiligt war, wurde geprüft, ob eine gezielte Prädiabetes-Remission zusätzlich zur leitlinienbasierten Gewichtsabnahme (≥ 7 %) im Vergleich zur alleinigen leitlinienbasierten Gewichtsabnahme mehr Vorteile bringt [3]. In der Tat war das kombinierte Vorgehen deutlich erfolgreicher bei der Diabetesprävention als die alleinige Gewichtsabnahme (OR 0,24; p = 0,0005). „Daher wäre es eine wesentliche Maßnahme, eine Remission des Prädiabetes zu erreichen“, schlussfolgerte Birkenfeld. basierend auf dem Webinar „Diabetes in der Praxis: was man zu Subtypen und Therapie jetzt wissen muss“ vom 11.12.2024. Sehen Sie hier noch einmal die Videoaufzeichnung vom 11.12.2024

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