Erschienen in:
18.02.2019 | Originalarbeit
Prädiktoren der Delinquenz bei adoleszenten Muslimen
Religiosität, religiöser Fundamentalismus und wahrgenommene religiöse Diskriminierung
verfasst von:
Johannes Beller, M.Sc., Dr. Christoph Kröger, Dr. Daniela Hosser
Erschienen in:
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
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Ausgabe 2/2019
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Zusammenfassung
Religiosität gilt in der Delinquenzforschung als ein protektiver Faktor. Jedoch fanden kürzlich erschienene Studien widersprüchliche Ergebnisse bezüglich des Einflusses von Religiosität auf deutsche Muslime, sodass unklar bleibt, ob muslimische Religiosität mit verminderter oder erhöhter Delinquenz assoziiert ist. Es stellt sich die Frage, inwiefern individuelle religiöse Praktiken, soziale religiöse Praktiken, religiöser Fundamentalismus und wahrgenommene religiöse Diskriminierung delinquentes Verhalten von Muslimen prädizieren. Zur Beantwortung dieser Frage wurden Daten von 761 muslimischen Schülern, bereitgestellt vom Institut für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung, per Korrelations- und Regressionsanalysen ausgewertet. Es zeigt sich, dass religiöser Fundamentalismus und wahrgenommene religiöse Diskriminierung höhere Delinquenzraten prädizieren, dass soziale religiöse Praktiken nicht signifikant mit Delinquenz zusammenhängen, und dass individuelle religiöse Praktiken niedrigere Delinquenzraten vorhersagen. Somit weisen verschiedene Aspekte muslimischer Religiosität differenzielle Zusammenhänge zu delinquentem Verhalten auf. Eine mögliche Erklärung für die widersprüchlichen Ergebnisse vorangegangener Studien ist, dass Religiosität, je nachdem welcher der oben genannten Aspekt überwiegt, protektive oder kriminogene Effekte ausüben kann. Die Berücksichtigung dieser differenziellen Rolle der Religiosität kann zur Verbesserung der Kriminalprävention und -prognose, insbesondere bei Muslimen, beitragen.