Fruchtwassermenge besser mit SDP als mit AFI bestimmen

Ein wichtiger und womöglich wegweisender Bestandteil der Sonografie im dritten Trimenon ist es, die Fruchtwassermenge zu beurteilen. Welche Methode sich dafür am besten eignet, ist strittig. Um die Fruchtwassermenge abzuschätzen, stehen, neben dem subjektiven Eindruck, prinzipiell zwei Methoden zur Verfügung. Für die Bestimmung des Fruchtwasserindex wird der Uterus in vier Quadranten aufgeteilt. In jedem Quadranten wird in vertikaler Richtung das jeweils größte Fruchtwasserdepot ausgemessen, wobei sich weder Nabelschnur noch Anteile des Fetus auf der gemessenen Strecke befinden dürfen. Die Summe der vier Messungen (in Zentimetern) ergibt den Fruchtwasserindex (Amnion-Fluid-Index, AFI). Als normal gelten Werte zwischen dem 5. und 95. Perzentil, in der 37. Woche beispielsweise Werte zwischen 7,5 und 24,4. Zwei Methoden Eine zweite Methode ist die Messung des tiefsten Fruchtwasserdepots (Single Deepest Pocket, SDP). Hier wird das Fruchtwasserdepot mit dem größten vertikalen Durchmesser bestimmt. Als normal gelten Werte zwischen 2 cm und 8 cm. Doch welche Methode ist die bessere? Der Theorie nach wäre es diejenige, die am zuverlässigsten jene Fruchtwassermenge bestimmt, die mit einem schlechten Outcome einhergeht. Doch eine sichere Vorhersage eines schlechten Ausgangs ermöglichen weder AFI noch SDP. Vor einigen Jahren hat sich ein Cochrane-Review mit dem Problem befasst (Nabhan AF, Abdelmoula YA. Cochrane Database of Systematic Reviews 2008, Issue 3. Art. No.: CD006593). Auch hier zeigte sich, dass keine der beiden Methoden, AFI und SDP, der anderen überlegen war, wenn es galt, peripartales Unheil abzuwenden – als da wären: Nabelschnurblut-pH < 7,1; Anwesenheit von Mekonium; Apgar < 7 nach fünf Minuten; Schnittentbindung; Verlegung auf die Intensivstation für Neugeborene. Es stellte sich freilich heraus, dass die AFI-Methode häufiger zur Diagnose eines Oligohydramnion (relatives Risiko 2,39), öfter zu einer Induktion der Geburt (1,92) und häufiger zu Kaiserschnitten (1,46) führte. Die Autoren des Cochrane-Reviews hielten deshalb insgesamt gesehen die SDP-Methode für die bessere Wahl. Ergebnisse der SAFE-Studie Weil sich unter den Schwangeren der Cochrane-Studien solche mit Terminüberschreitung, Risikoschwangerschaften und bereits Gebärende befunden hatten, blieb unklar, ob die Ergebnisse auf Schwangerschaften mit niedrigem Risiko übertragbar sind. Das ist in der SAFE-Studie an den Perinatalzentren in Erlangen, Mannheim, Mainz und an der Charité untersucht worden, den Angaben zufolge die weltweit größte Untersuchung ihrer Art zu Niedrigrisiko- und Hochrisikoschwangerschaften. Beteiligt waren 1052 Schwangere in der Schwangerschaftswoche 37+0. Über die Ergebnisse hat Prof. Sven Kehl (Erlangen) beim Gynäkologie-Geburtshilfe-Update-Seminar 2017 in Berlin berichtet. Im Wesentlichen bestätigt SAFE die Cochrane-Resultate, wonach die AFI-Bestimmung häufiger Interventionen zur Folge hat, ohne aber das perinatale Outcome zu verbessern. „Die Verwendung der SDP-Methode vermindert die Anzahl der Diagnosen ‚Oligohydramnion‘ und reduziert somit extreme psychische Belastungssituationen der Schwangeren durch diese beunruhigende Information“, so Kehl, der auch Erstautor der SAFE-Studie war (Kehl S et al. Ultrasound Obstet Gynecol 2016; 47: 674–9). Die Bestimmung der Fruchtwassermenge wird auch in der neuen S2k-Leitlinie „Intrauterine Wachstumsrestriktion“ (IUGR) thematisiert. Eine solche Retardierung kann mit einem Fruchtwassermangel assoziiert sein. In der Leitlinie heißt es aber auch, das Vorliegen eines Oligohydramnions sei kein zuverlässiger Prädiktor, weil die Menge an Fruchtwasser in vielen Fällen von Wachstumsrestriktion normal sei. Weitere Beiträge und Videos vom Gyn Update finden Sie in unserem Dossier. Basierend auf: Kehl S.: "Pränataldiagnostik" 9. Gynäkologie-Geburtshilfe-Update-Seminar (Gyn Update 2017), Berlin, 17. und 18. November 2017

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Fruchtwassermenge besser mit SDP als mit AFI bestimmen

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