Die Mehrheit aller Frauen durchläuft die Menopause im Alter von 50−52 Jahren. Etwa 1 % ist jedoch von einer vorzeitigen Ovarialinsuffizienz („premature ovarian insufficiency“/“premature ovarian failure“, POI/POF) bereits vor dem 40. Lebensjahr betroffen. Die Betroffenen leiden unter Östrogenmangelsymptomen analog zu älteren Frauen im Klimakterium. Auch die mit einem POI-Syndrom verbundene Fertilitätseinschränkung ist für viele Frauen von Bedeutung. Die Ursachen dieser ovariellen Erschöpfung sind multifaktoriell und umfassen unter anderem autoimmune, iatrogene, genetische, infektiöse und idiopathische Gründe. Bei Verdacht auf ein POI-Syndrom bedarf es einer systematischen Diagnostik und umfassenden Beratung. Dabei ist zum einen die Assoziation mit verschiedenen autoimmunen Erkrankungen relevant, in deren Zusammenhang auf einen M. Addison getestet werden sollte. Bei den genetische Ursachen gibt es Chromosomenstörungen, die mittels Karyogramm abgeklärt werden und genetische Störungen, insbesondere eine Prämutation im FMR1(Fragile X Mental Retardation 1)-Gen. Die Spontankonzeptionswahrscheinlichkeit von knapp 5 % ist eine wichtige Information für alle Betroffenen, auch um eine notwendige Hormontherapie (HT) darauf abzustimmen. Eine HT ist von symptomatischem, wahrscheinlich auch von osteo- und kardioprotektivem Nutzen und sollte bis zum Alter der üblichen Menopause fortgeführt werden. Auch iatrogen, etwa durch Chemo- oder Strahlentherapie kann ein POI verursacht werden. Vor adjuvanter Therapie maligner Erkrankungen sollte daher über Optionen zur Fertilitätsprotektion beraten werden.