Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13(02): 97-102
DOI: 10.1055/s-0031-1298861
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ambulante Palliativversorgung in Westfalen-Lippe

Strukturierte Bestandsaufnahme 12 Monate nach Inkrafttreten der „Vereinbarung zur Umsetzung der ambulanten palliativmedizinischen Versorgung von unheilbar Kranken im häuslichen Umfeld“Health Care of Palliative Outpatients in the German Region Westfalia-LippeA Baseline Study 12 Month After Inception of the Agreement “Health Care of Palliative Outpatients at Home”
E. A. Lux
1   Klinik für Schmerz- und Palliativmedizin, Klinikum St.-Marien-Hospital Lünen
,
A. Althaus
2   wissenschaftliche Mitarbeiterin, Institut für Forschung in der operativen Medizin (IFOM) der Privaten Universität Witten/Herdecke in Köln
,
B. Claßen
3   niedergelassene Ärztin, Bochum
,
H. Hilscher
4   niedergelassener Arzt, Isarlohn
,
U. Hofmeister
5   niedergelassene Ärztin, Münster
,
P. Holtappels
6   Rechtsanwalt, Hamburg
,
R. Mansfeld-Nies
7   niedergelassene Ärztin, Siegen
,
H.-U. Weller
8   niedergelassener Arzt, Bielefeld
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Publication History

Publication Date:
22 March 2012 (online)

Zusammenfassung

Einführung: Zum 1.4.2009 hat die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KV-WL) mit den Verbänden der Krankenkassen die „Vereinbarung zur Umsetzung der ambulanten palliativmedizinischen Versorgung von unheilbar erkrankten Patienten im häuslichen Umfeld“ geschlossen. Auf der Grundlage dieser Vereinbarung kooperieren die Leistungsträger der allgemeinen und spezialisierten ambulanten Palliativversorgung, unterstützt durch Koordinatoren.

Methodik: Nach 12 Monaten erfolgte durch eine Fragebogenaktion an die regionalen Palliativnetze eine Datenerhebung zur Versorgungsstruktur, der Anzahl betreuter Patienten und deren Sterbeorte.

Ergebnisse: Von den 5277 in die vertraglich geregelten Strukturen eingeschlossenen Patienten verstarben 68,7 % häuslich, 1,2 % auf Palliativstationen, 15,4 % in stationären Hospizen und 14,7 % in Krankenhäusern. Die Struktur- und Ergebnisqualität ist sowohl in städtisch wie auch ländlich geprägten Palliativnetzen sehr unterschiedlich. Eine Korrelation zwischen der Bevölkerungsdichte oder der Anzahl der pro Palliativnetz eingeschlossenen Patienten konnte nicht nachgewiesen werden.

Schlussfolgerungen: Durch die Öffnung des Palliativ-Care-Teams hin zu den Primärversorgern (Haus-/Fachärzte) zeigte sich eine deutliche Stärkung der allgemeinen ambulanten Palliativversorgung. Wesentlicher Garant des multidisziplinären und multiprofessionellen Arbeitens sind in Palliative Care ausgebildete und erfahrene Koordinatoren. Daten zur Qualitätssicherung sollen in der Zukunft mit dem Ziel der Weiterentwicklung der ambulanten palliativmedizinischen Strukturen im Bereich der KV-WL regelmäßig erhoben und ausgewertet werden.

Abstract

Introduction: On 1.4.2009, the Association of Statutory Health Insurance Physicians of Westfalia-Lippe (KV-WL) published with associations of health insurers' an agreement to implement palliative care for terminally ill patients at home. Based on this agreement, the healthcare-service providers of general and specialized out-patient palliative care are organized, supported by coordinators.

Method: 12 month after introduction of the agreement a questionnaire to the regional palliative care networks was send to collect data about supply structure, number of patients and their places of death.

Results: 68.7 % of 5277 patients, included in the contractual relationship structures, died at home, 1.2 % in palliative care units, 15.4 % in inpatient hospices and 14.7 % in hospitals. The quality of structures and results in urban as well rural palliative care networks is different. A correlation between the population density or the number of included patients per palliative network could not be detected.

Conclusion: Through the opening of the idea of palliative care team to the primary healthcare providers (family doctors/specialists) a significant strengthening of the general out-patient palliative care can be seen. Essential guarantee of multidisciplinary and multiprofessional working are in palliative care-trained and experienced coordinators. With the objective of developing the outpatient palliative care structures in the area of KV-WL data on quality assurance should be collected and evaluated regularly in the future.

 
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