Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - P010
DOI: 10.1055/s-0035-1555033

Labienkorrekturen Warum lassen sich Frauen heutzutage in unserer so westlichen Gesellschaft „Beschneiden“? Besteht ein Zusammenhang zwischen der allgemeinen Unzufriedenheit mit dem Genitale einer Frau und der Länge ihrer inneren Schamlippen?

S Adelberger 1, D Dörfler 2
  • 1Krankenhaus der Elisabethinen, Linz, Österreich
  • 2Die Goldenes Kreuz Privatklinik; Gynäkologie und Geburtshilfe, Wien, Österreich

Einleitung/Zielsetzung:

Die Labienkorrektur stellt die meistverwendete Methode der kosmetischen Genitalchirurgie dar und dient dazu, eine vermeintliche Überlänge der Schamlippen zu reduzieren. Aus ihrem steigenden Aufkommen und der gleichsam immer lauter werdenden Kritik, entsprang die Motivation für die vorliegende Arbeit. Neben einer ausführlichen Literaturrecherche über Schamlippenverkleinerungen sollte mittels einer prospektiven Querschnittsstudie herausgefunden werden, ob es einen Zusammenhang zwischen den beschriebenen psychischen bzw. physischen Beschwerden und der Größe der Labia minora gibt.

Material & Methoden:

Im Rahmen der Studie wurden 123 Patientinnen der gynäkologischen Ambulanz des AKH Wiens mittels Fragebogen interviewt. Anschließend wurde die Schamlippenweite und -länge von genau 100 dieser Teilnehmerinnen vermessen.

Ergebnisse:

Wie in vorherigen Studien publiziert, variierten die erhobenen Messwerte der Labien stark zwischen den Patientinnen. Es konnte kein Zusammenhang zwischen den psychischen Beschwerden und der Schamlippengröße herausgefunden werden. Physische Beschwerden in Form von Schmerzen beim Sport oder durch enge Kleidung korrelierten jedoch mit größeren Schamlippen. Im Gegensatz dazu konnte keine Korrelation der Schamlippengröße und Problemen beim Geschlechtsverkehr detektiert werden. Zufriedenheit mit dem gesamten Körperbild ging mit Zufriedenheit mit dem äußeren Genitale einher. Dieser Zusammenhang galt jedoch nicht für die inneren Schamlippen. Das Missfallen an den inneren Schamlippen korrelierte hochsignifikant mit deren Größe. Auch die Bewertung von Fotografien der Vulva bestätigte die Präferenz für kleine Schamlippen. Geburten in der Anamnese scheinen weder Einfluss auf die Größe der Labien noch auf die Zufriedenheit mit selbigen zu haben. Weiters wurde noch festgestellt, dass die Selbsteinschätzung in Bezug auf die Schamlippengröße der Frauen gut ist, dass Intimrasur keinen Einfluss auf Beschwerden oder Zufriedenheit mit den Schamlippen hat und dass relativ großes Interesse an der Allgemeinen und Genitalen Schönheitschirurgie besteht.

Zusammenfassung:

Diese Ergebnisse sollen motivieren, die präoperative psychologische Evaluierung zu verschärfen und das therapeutische Spektrum zu erweitern. Der Fokus soll weg von operativen hin zu psychotherapeutischen und aufklärenden Methoden gelenkt werden.