Gesundheitswesen 2004; 66 - 76
DOI: 10.1055/s-2004-825217

Impfaktionen der bayerischen Gesundheitsverwaltungen im Schuljahr 2002/03– Ergebnisse einer Evaluation

MS Ludwig 1, G Morlock 1, W Hautmann 1, M Wildner 1
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Einleitung: Bayerische Gesundheitsverwaltungen sind seit Jahren mit der Durchführung von öffentlichen Impfterminen in Schulen durch das zuständige Ministerium betraut. Die Impfaktionen haben zum Ziel, Impflücken zu erkennen und – bei Einverständnis der Eltern – zu beheben. In diesem Jahr wurde erstmals das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mit der Durchführung einer Evaluation der Impfaktionen betraut.

Methodik: Das LGL entwickelte im September 2002 einen standardisierten Evaluationsbogen, der an alle Gesundheitsverwaltungen verteilt wurde. Eine Rücksendung und Auswertung dieser Bögen sollte nach Maßgabe des Ministeriums spätestens Mitte Juli 2003 erfolgen, damit Inhalte zur Planung weiterer Impfaktionen verwertet werden können.

Ergebnisse (Stand 10.7.2003): 72 der 76 bayerischen Gesundheitsverwaltungen haben einen Evaluationsbogen zurückgesendet. Impfaktionen wurden bis zum Zeitpunkt der Auswertung nur von 57 Gesundheitsverwaltungen (entspricht 75% aller Gesundheitsverwaltungen) durchgeführt. Die Responserate sowie die Durchführungsweise der Impfaktionen (mit oder ohne Impfangebot) bei den einzelnen Gesundheitsverwaltungen zeigten bezogen auf bayerische Regierungsbezirke deutliche regionale Unterschiede. Über die Hälfte der Impfaktionen wurden ausschließlich in den 4. Klassen durchgeführt. Bei 44% wurden andere Klassenstufen gewählt oder gleichzeitig mehrere Klassenstufen aufgesucht. Insgesamt wurden 126.726 Kinder im Rahmen von Impfaktionen durch die Gesundheitsverwaltungen informiert. Über 40% von diesen legten ihren Impfausweis vor. Insgesamt wurden Impfungen bei 11.123 Kindern dokumentiert, dies entspricht 9% der informierten Kinder, wobei auch hier große regionale Unterschiede zu verzeichnen waren. Überwiegend wurden Impfindikationen und Impfungen bei HBV und MMR festgestellt. Insgesamt konnte bei 20 bis 40% der Kinder, bei denen eine Indikation zur TdPO-, MMR- oder HBV-Impfung festgestellt und dokumentiert wurde, die fehlende Impfung unmittelbar durch das Gesundheitsamt durchgeführt werden.

Im Rahmen der freien Kommentare wiesen 13 Gesundheitsverwaltungen auf den hohen Zeit- und Personalaufwand, der mit der Organisation einer Impfaktion mit Impfangebot verbunden ist, hin. Manchen schien dieser Aufwand angesichts geringer regionaler Beteiligung nicht gerechtfertigt. Dass 20 bis 40% der Impflücken geschlossen werden konnten, belegt demgegenüber den Nutzen der Impfaktionen. Konkrete Verbesserungsvorschläge wurden unter Anderem bei der Gestaltung der Einverständniserklärungen, der Zielgruppenwahl und der Logistik genannt.