Erschienen in:
04.05.2016 | Chronische Nierenerkrankung | Leitthema
Progression chronischer Nierenerkrankungen
Genetische Aspekte
verfasst von:
Prof. Dr. C. A. Böger
Erschienen in:
Die Nephrologie
|
Ausgabe 4/2016
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Zusammenfassung
Eine progrediente Nierenfunktionsverschlechterung ist mit einem hohen Risiko für terminale Nierenerkrankung und Mortalität assoziiert. 38 % der interindividuellen Variabilität des jährlichen Nierenfunktionsverlusts in einer Population ist auf genetische Variabilität zurückzuführen und ist die Rationale für die systematische Suche nach zugrunde liegenden genetischen Varianten mittels genomweiter Assoziationsstudien (GWAS). Mit GWAS konnten in der Allgemeinbevölkerung drei Loci identifiziert werden, die mit Nierenfunktionsverlustphänotypen assoziiert sind: UMOD, CHD23 und GALNT11. Varianten im UMOD-Locus sind zudem assoziiert mit dem Risiko für eine neu auftretende chronische Nierenerkrankung (CKD) sowie eine terminale Nierenerkrankung, möglicherweise bedingt durch eine Beeinflussung resorptiver Vorgänge im Nierentubulus und eine veränderte Expression des Genprodukts, Uromodulin. In monogenetischen Nierenerkrankungen wie ADPKD (autosomal-dominate polyzystische Nierenerkrankung) und Alport-Syndrom ist die Art der Mutation entscheidend für den Verlauf der Erkrankung. Risiko-Scores, die genetische Informationen einkalkulieren, können in Zukunft bei ADPKD möglicherweise Hilfestellung beim Einsatz von Therapien wie Tolvaptan leisten. Geplante GWAS in Kohorten mit manifester oder hohem Risiko für CKD haben das Potenzial, neue Erkenntnisse zu Faktoren zu liefern, die die Progression einer CKD beeinflussen.