Erschienen in:
01.06.2006 | Kasuistiken
Prokalzitonin-Schnelltest als Frühmarker einer Sepsis
verfasst von:
O. Thuemer, E. Hüttemann, PD Dr. S. G. Sakka
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 6/2006
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Zusammenfassung
Ein 64-jähriger Mann mit einer Resistenz gegen aktiviertes Protein C (APC; Faktor-V-Leiden-Mutation), bei dem die orale Antikoagulation aufgrund einer erosiven Gastritis ausgesetzt worden war, wurde wegen zunehmender Belastungsdyspnoe stationär aufgenommen. Echokardiographisch zeigte sich ein über ein offenes Foramen ovale in beiden Vorhöfen und bis in die Ventrikel flottierender Thrombus. Zudem fand sich eine bis in die V. femoralis reichende Mehretagen-Beinvenen-Thrombose des linken Beines; wenige Monate zuvor waren szintigraphisch periphere Lungenarterienembolien gesichert worden. Es erfolgten die operative Entfernung des Thrombusmaterials und der Verschluss des Foramen ovale. Der Patient wurde am 4. postoperativen Tag auf die Normalstation verlegt. Hier entwickelte er 6 Tage später ein Durchgangssyndrom und wurde zunehmend kreislaufinstabil. In Anbetracht der zudem eingeschränkten Oxygenierung wurde die Verdachtsdiagnose einer erneuten Lungenarterienembolie gestellt. Der Patient wurde auf die Intensivstation verlegt; hier benötigte er steigende Noradrenalindosen und entwickelte zügig hohes Fieber. Aufgrund eines deutlich erhöhten Serum-Prokalzitonins wurde eine Computertomographie zur Fokussuche durchgeführt. Eine Lungenarterienembolie konnte ausgeschlossen werden. Allerdings zeigte sich ein lateral der Ampulla recti gelegener Abszess, der umgehend operativ eröffnet wurde. Im weiteren Verlauf kam es zu einem raschen Abfall des Noradrenalinbedarfs und der Körpertemperatur. Der Patient konnte bereits 2 Tage darauf wieder auf die Normalstation verlegt werden. Dieser Fall zeigt, dass die Prokalzitoninbestimmung bei einem unklaren Schockgeschehen eine frühe und zuverlässige Diagnostik einer Sepsis ermöglicht.