Erschienen in:
24.07.2015 | Kasuistiken
Prolongierte topische Natamycin 5 %-Therapie vor und nach Keratoplastik bei Fusarium-Keratitis
verfasst von:
N. Cvetkova, J. Köstler, P. Prahs, H. Helbig, T. Dietrich-Ntoukas
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
|
Ausgabe 5/2016
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Zusammenfassung
Falldarstellung
Eine 69-jährige, immunkompetente Patientin stellte sich mit einem seit 1 Monat bestehenden kontaktlinsenassoziierten, therapieresistenten Hornhautulkus am linken Auge vor. Bei Erstvorstellung bestand ein bestkorrigierter Fernvisus am linken Auge von 0,2. Im Bereich der Hornhaut zeigte sich eine Keratitis mit zentralem Ulkus. Es wurde ein Hornhautscraping durchgeführt und die Patientin mit antibiotischen Augentropfen stationär behandelt. Die Polymerasekettenreaktion (PCR) war negativ, die Kultur steril nach 48 h. Im Laufe des stationären Aufenthaltes zeigte sich eine Befundbesserung mit Visusanstieg auf 0,4 und Abheilung des Ulkus, sodass wir die Patientin bei stabilem Befund entließen.
Verlauf
Acht Wochen später stellte sich die Patientin mit Schmerzen und einer Visusminderung auf 0,1 erneut notfallmäßig vor. Es zeigte sich eine schwere Keratitis mit Hornhautabszess, sodass eine erneute stationäre Aufnahme erfolgte. Die PCR-Untersuchung des erneuten Hornhautscrapings war Fusarium-species-positiv. Es wurde eine antimykotische Therapie mit Natamycin-Augentropfen (AT) 5 % (über internationale Apotheke) und Voriconazol 2-mal 200 mg Tabletten eingeleitet. Die topische und systemische antimykotische Therapie wurde über 2 Monate ambulant fortgeführt, da aufgrund der privaten Situation der Patientin eine vorgesehene perforierende Keratoplastik à chaud nicht erfolgen konnte. Erst 2 Monate später konnte die perforierende Keratoplastik durchgeführt werden. Zu diesem Zeitpunkt zeigte sich ein deutlicher Rückgang der Entzündungsaktivität, jedoch eine Descemetozele. Die lokale und systemische antimykotische Therapie wurde (unter Kontrolle der Leber- und Nierenparameter) postoperativ für 3 Monate fortgeführt, ergänzend zu einer topischen und systemischen Steroidtherapie.
Diagnostik
Im Rahmen einer therapieresistenten Keratitis sollte eine Fusarieninfektion in Betracht gezogen werden. Eine diagnostische und therapeutische Abrasio vor Beginn der Therapie ist von großer Bedeutung.
Therapie
Im Falle einer Fusarium-Keratitis sind Natamycin 5 %-AT Therapie der Wahl. Trotz intensiver lokaler und systemischer Therapie ist häufig eine Keratoplastik notwendig. Aufgrund der hohen Rezidivrate ist eine längere systemische und lokale antimykotische Therapie sinnvoll.
Schlussfolgerung
In unserem Fall zeigte sich bis zu 1 Jahr postoperativ ein klares Transplantat ohne Anhalt für ein Fusarium-Rezidiv, wozu die prolongierte prä- und postoperative antimykotische Therapie möglicherweise beigetragen hat.