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Erschienen in: Monatsschrift Kinderheilkunde 6/2021

30.04.2021 | Früherkennungsuntersuchung | Konsensuspapiere Zur Zeit gratis

Kariesprävention im Säuglings- und frühen Kindesalter

Handlungsempfehlungen des bundesweiten Netzwerks Gesund ins Leben

verfasst von: Bettina Berg, Monika Cremer, Maria Flothkötter, Berthold Koletzko, Norbert Krämer, Michael Krawinkel, Burkhard Lawrenz, Hildegard Przyrembel, Ulrich Schiffner, Christian Splieth, Klaus Vetter, Anke Weißenborn

Erschienen in: Monatsschrift Kinderheilkunde | Ausgabe 6/2021

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Zusammenfassung

Hintergrund

In der Vergangenheit gab es in Deutschland unterschiedliche Empfehlungen zur Kariesprävention durch Fluoridanwendung im Säuglings- und frühen Kindesalter (0 bis 6 Jahre). Parallel existierende, unterschiedliche Empfehlungen führen jedoch zur Verunsicherung von Beratungskräften und Eltern/Betreuungspersonen, zu geringer Akzeptanz und zu unzureichender Umsetzung der Empfehlungen.

Methodik

Vertreterinnen und Vertreter der relevanten Fachgesellschaften und -gruppen bewerteten in einem vom Netzwerk Gesund ins Leben koordinierten Prozess die wissenschaftliche Evidenz, unter Berücksichtigung von Umsetzbarkeit und Erreichbarkeit auch von Familien mit erhöhtem Kariesrisiko. In einem mehrstufigen Prozess wurden gemeinsame Empfehlungen formuliert.

Empfehlungen

Von der Geburt bis zum Zahndurchbruch sollen Säuglinge ein Supplement mit 400–500 I.E. Vitamin D und 0,25 mg Fluorid erhalten. Nach dem Zahndurchbruch wird das Kind behutsam und allmählich an das Zähneputzen herangeführt. Dabei soll entweder die Weiterführung der systemischen Fluoridanwendung (0,25 mg Fluorid und 400–500 I.E. Vitamin D) oder die Fluoridanwendung durch Zahnpasta mit 1000 ppm Fluorid (bis zu 2‑mal täglich, jeweils bis zu 0,125 g, Reiskorngröße) gewählt werden; das Vitamin-D-Supplement wird bis zum zweiten erlebten Frühsommer weitergeführt. Ab 12 Monaten wird das 2‑mal tägliche Zähneputzen mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta (1000 ppm Fluorid) für alle Kinder empfohlen, zunächst mit einer geringen Zahnpastamenge (jeweils bis zu 0,125 g, Reiskorngröße), ab 24 Monaten mit einer größeren Menge (jeweils bis zu 0,25 g, Erbsengröße). Um eine zu hohe Fluoridaufnahme zu vermeiden, ist eine korrekte Dosierung der Zahnpasta unerlässlich. Die Aufklärung und Beratung zur Kariesprävention und zur korrekten Umsetzung der Empfehlungen sollen im Rahmen der pädiatrischen und zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchungen sowie im Rahmen der zahnmedizinischen Gruppenprophylaxe nach § 21 SGB V erfolgen.
Anhänge
Nur mit Berechtigung zugänglich
Fußnoten
1
Der Begriff „Familie“ steht für alle Lebensgemeinschaften, in denen Kinder zu Hause sind.
 
2
Der Begriff „Eltern“ steht für alle Betreuungspersonen des Kindes.
 
3
Wird Wasser (Trinkwasser, Mineralwasser) mit einem Fluoridgehalt von 0,3 mg/l oder mehr zur Zubereitung von Säuglings(milch)nahrung verwendet, soll ein Supplement mit Vitamin D ohne Fluorid gegeben werden. Dies betrifft Säuglinge, die ausschließlich oder überwiegend mit Säuglings(milch)nahrung ernährt werden.
 
4
Wird Wasser (Trinkwasser, Mineralwasser) mit einem Fluoridgehalt von 0,3 mg/l oder mehr zur Zubereitung von Säuglings(milch)nahrung verwendet, soll ein Supplement mit Vitamin D ohne Fluorid gegeben werden. Für das Zähneputzen soll in diesen Fällen entweder nur einmal täglich eine reiskorngroße Menge (0,125 g) fluoridhaltiger Zahnpasta oder eine fluoridfreie Zahnpasta angewandt werden. Dies betrifft Säuglinge, die ausschließlich oder überwiegend mit Säuglings(milch)nahrung ernährt werden.
 
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Zurück zum Zitat Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (2020) Höherer Fluoridgehalt in Kinderzahnpasten: DAJ-Empfehlungen aktualisiert. https://www.daj.de. Zugegriffen: 13. Nov. 2020 Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (2020) Höherer Fluoridgehalt in Kinderzahnpasten: DAJ-Empfehlungen aktualisiert. https://​www.​daj.​de. Zugegriffen: 13. Nov. 2020
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Metadaten
Titel
Kariesprävention im Säuglings- und frühen Kindesalter
Handlungsempfehlungen des bundesweiten Netzwerks Gesund ins Leben
verfasst von
Bettina Berg
Monika Cremer
Maria Flothkötter
Berthold Koletzko
Norbert Krämer
Michael Krawinkel
Burkhard Lawrenz
Hildegard Przyrembel
Ulrich Schiffner
Christian Splieth
Klaus Vetter
Anke Weißenborn
Publikationsdatum
30.04.2021
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Monatsschrift Kinderheilkunde / Ausgabe 6/2021
Print ISSN: 0026-9298
Elektronische ISSN: 1433-0474
DOI
https://doi.org/10.1007/s00112-021-01167-z

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