Zusammenfassung
Hintergrund
Die Chronopharmakologie berücksichtigt u. a. den zirkadianen Rhythmus, ein wiederkehrender, tageszeitlicher Rhythmus von biologischen Funktionen, der maßgeblich durch den Tag-Nacht-Rhythmus beeinflusst wird. Tagesrhythmus, Erkrankungen und Therapien beeinflussen sich wechselseitig: der zirkadiane Rhythmus könnte neben anderen Faktoren die Wirkung von pharmakologischen und nicht-pharmakologischen Therapien insbesondere in der urologischen Onkologie beeinflussen.
Ziel
Der vorliegende Artikel fokussiert auf die Frage nach den optimalen Zeitpunkten für therapeutische Interventionen und berücksichtigt relevante Grundlagen chronobiologischer Prinzipien in Abhängigkeit möglicher Biomarker, die Ziele eines zukünftigen therapeutischen Ansatzes sein können.
Ergebnisse
Durch eine chronomodulierte Chemotherapie lassen Krebstherapien sich nicht nur verträglicher, sondern auch wirksamer gestalten. Wirkung und Nebenwirkung eines Wirkstoffs können sich nach dem zirkadianen Rhythmus ändern. Durch die Einführung insbesondere gezielter oraler Tumortherapien wäre eine tageszeitlich angepasste Applikation organisatorisch möglich, hierzu sind jedoch weitere klinische Studien notwendig. Die innere Uhr könnte insbesondere bei hormonabhängigem Prostatakrebs eine unerwartete Rolle spielen: Die Menge des zirkadianen Faktors Cry1 scheint im fortgeschrittenem Stadium nicht nur anzusteigen, sondern auch eng mit einer ungünstigeren Prognose verbunden zu sein. Epidemiologische Studien zeigen zudem einen Zusammenhang zwischen hormonabhängigen Tumoren und der Störung der rhythmischen Melatoninausschüttung. Melatonin scheint als Zusatz zur Krebstherapie bei einigen urologischen Tumorentitäten die Therapie verbessern zu können.