Deutlich längeres progressionsfreies Überleben und Gesamtüberleben: In einer Phase-3-Studie brachte die Therapie mit dem Androgenrezeptorhemmer Rezvilutamid deutliche Vorteile gegenüber einer Behandlung mit Bicalutamid bei Männern mit metastasiertem Prostata-Ca.
Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.
Inzwischen gibt es viele Möglichkeiten zur Therapie von Männern mit hormonnaivem Prostata-Ca., so wird in der Regel eine Androgendeprivation mit Androgenrezeptorhemmern (ARI), Docetaxel oder Abirateron kombiniert, wobei jede Kombination Vor- und Nachteile aufweist. Docetaxel sei eher ungünstig bei Männern mit schlechtem Funktionsniveau, Abirateron benötige eine Begleitmedikation mit Prednison, was wiederum für die Knochenstabilität schlecht sei, und ARI der zweiten Generation wie Enzalutamid und Apalutamid könnten durch ihre leichte Hirngängigkeit Komplikationen wie Krampfanfälle und Fatigue verursachen, geben Onkologinnen und Onkologen um Dr. Weijie Gu von der Fudan-Universität in Schanghai zu bedenken. In einer Phase-3-Studie konnten sie nun zeigen, dass der neue ARI Rezvilutamid dem älteren Wirkstoff Bicalutamid in der Wirksamkeit überlegen ist, jedoch keine erhöhte Rate von ZNS-Komplikationen aufweist.
An der Studie mit der Bezeichnung CHART nahmen 654 Patienten mit einem hochvolumigen metastasierten und hormonnaiven Prostata-Ca. teil; alle waren zuvor noch nicht mit Docetaxel behandelt worden. Beteiligt waren 72 Kliniken in China, Tschechien und Bulgarien, die Männer mussten mindestens vier Knochenmetastasen oder eine viszerale Absiedelung, aber noch eine gute Organfunktion aufweisen. Eine vorhergehende Androgendeprivation war erlaubt, aber nicht in den drei Monaten vor Studienbeginn.
Im Schnitt waren die Männer 69 Jahre alt, 90% stammten aus China, zwei Drittel hatten mehr als zehn Knochenmetastasen, ein Fünftel zeigte in der Bildgebung auch viszerale Metastasen, etwa 60% wiesen beides auf. Über 80% waren zuvor schon mit Antiandrogenen, hauptsächlich Bicalutamid, behandelt worden, etwa die Hälfte hatte auch schon eine Androgendeprivation bekommen.
Die Männer nahmen nun zusätzlich zur Androgendeprivation entweder (erneut) Bicalutamid (50 mg/d) oder Rezvilutamid (240 mg/d) in monatlichen Zyklen.
Progressionsrisiko mehr als halbiert
Im Laufe der Nachbeobachtungsdauer von 21 Monaten kam es bei 25% mit Rezvilutamid und 39% mit Bicalutamid zur Progression. Das mediane progressionsfreie Überleben wird mit Bicalutamid auf 25,1 Monate beziffert und wurde in der Rezvilutamid-Gruppe noch nicht erreicht. Das Team um Gu kommt unter Berücksichtigung diverser Begleitfaktoren auf eine Reduktion des Progressionsrisikos um 56% unter Rezvilutamid. Nach zwei Jahren lebten noch 72% mit Rezvilutamid und 50% mit Bicalutamid progressionsfrei.
Auch bei der Sterberate gab es Vorteile für den neuen ARI: Im Bicalutamid-Arm starben im bisherigen Studienverlauf 28%, in der Gruppe mit Rezvilutamid 18% der Männer, für das Gesamtüberleben ließ sich in beiden Gruppen noch kein Medianwert ermitteln, aber ein um 42% reduziertes Sterberisiko unter Rezvilutamid. Vorteile für den neuen ARI deuteten sich in sämtlichen Subgruppen an, ein besonders hoher Nutzen zeigte sich bei einem ECOG-Funktionsstatus von 0, hier war das Progressionsrisiko unter Rezvilutamid um 80% reduziert.
Auch bei den meisten sekundären Endpunkten ergaben sich Vorteile der Rezvilutamid-Behandlung, etwa der Zeit bis zur PSA-Progression, der Dauer bis zur nachfolgenden Therapielinie oder den nächsten knochenbezogenen Ereignissen.
Ernste Nebenwirkungen traten unter Rezvilutamid etwas häufiger auf als unter Bicalutamid (bei 28% versus 21%), hauptsächlich waren dies Hypertonie, Hypertriglyzeridämie, Anämie und Hypokaliämie. Krampfanfälle und ausgeprägte Fatigue wurden mit dem neuen ARI nicht beobachtet.
Das Wichtigste in Kürze |
Frage: Wie wirksam ist der neuer Androgenrezeptorblocker Rezvilutamid bei Männern mit hormonnaivem, hochvolumigem metastasiertem Prostata-Ca? Antwort: Kombiniert mit einer Androgendeprivation ergaben sich im Vergleich mit Bicalutamid in einer Phase-3-Studie Vorteile beim progressionsfreien Überleben und Gesamtüberleben, ohne dass es zu ZNS-Komplikationen kam. Bedeutung: Rezvilutamid könnte sich als neue Option gegen Prostata-Ca. erweisen. Einschränkung: Ausschluss von Männern, die bereits mit Docetaxel behandelt worden waren. |