Erschienen in:
23.04.2020 | Schock | Übersichten
Gefäßverletzungen während urologischer Operationen
verfasst von:
J. D. Süss, J. Kranz, M. Gawenda, J. Steffens
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 7/2020
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Zusammenfassung
Dieser Übersichtsartikel gibt einen Überblick über die Epidemiologie urologischer Gefäßkomplikationen und diskutiert für das jeweilige betroffene Gefäßgebiet das intraoperative Komplikationsmanagement. Es werden Techniken zur Exposition der relevantesten Gefäße (Arterien und Venen) und Tricks zur Gefäßreparatur erläutert. Insgesamt sind Gefäßverletzungen während urologischer Operationen selten, aber dennoch, wenn solche Komplikationen eintreten, eine häufige Ursache für eine kritische Morbidität und Mortalität in der perioperativen Phase. Spezielle Prädispositionen, wie z. B. ausgedehnte Tumorresektionen und Revisionsoperationen, erhöhen das Risiko für Gefäßkomplikationen. Das Spektrum der Verletzungen ist breit – von der Arosion bis zum kompletten Gefäßabriss. Analog dazu ist die Therapie von der einfachen Naht bis hin zur komplexen endovaskulären Reparatur bzw. offenem prothetischem Gefäßersatz breit gefächert. Für das optimale Blutungsmanagement muss visuelle Übersicht geschaffen werden und schnellstmögliche Reparationsstrategien eingeleitet werden. Ziel ist die Schadensbegrenzung und Stabilisierung des Patienten. Bereits die Operationsplanung und die Zuhilfenahme erfahrener Kollegen sind weitere Eckpunkte eines erfolgreichen Komplikationsmanagements. Desaströse Blutungen sollen kontrolliert werden und im Falle von arteriellen Verletzungen idealerweise die Perfusion wiederhergestellt werden. Hierfür werden Gefäßanastomosierungen angestrebt, aber auch Patch-Angioplastien oder Interponate können notwendig sein. Direktnahtverfahren führen häufig zu Gefäßstenosen; ggf. müssen die Gefäße noch ausreichend präpariert werden, um adäquate Gefäßklemmen vor der Reparatur zu platzieren. Die meisten Venen können dauerhaft z. B. mittels Ligatur unterbrochen werden. Auch endovaskuläre Verfahren können zum Einsatz kommen, um die Blutung zu stoppen oder aber komplementär verwendet werden. So können z. B. aortale Blutungen mittels Ballonokklusion kontrolliert werden und zur Stabilisierung des Patienten führen, um dann die Gefäßrekonstruktion vorzunehmen. Schwere Blutungen kommen meist retroperitoneal im Bereich der Aorta, Viszeralarterien und Iliakalarterien sowie den entsprechenden Venen bei Lymphadenektomien, Nephrektomien und Prostatektomien vor. Sogar beim laparoskopischen Zugangsweg treten Blutungskomplikationen auf.