Definition
Klinische Manifestation
Neuropathische Prurituserkrankungen
Krankheit | Ätiologie | Klinische Besonderheiten |
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Peripheres Nervensystem | ||
Kleinfaserneuropathie | Idiopathisch, metabolisch, endokrinologisch medikamentös, infektiös oder genetisch bedingt | Die Bestimmung der intraepidermalen Nervenfaserdichte mittels einer Hautbiopsie stellt den Goldstandard in der Diagnostik dieser Krankheit dar |
Narben | Traumatisch, iatrogen | Pruritus und Dysästhesien am geschädigten Gewebe |
Kompressionssyndrome | Kompression eines peripheren Nervs aufgrund einer Raumforderung oder degenerativen Veränderungen | Pruritus und Dysästhesien innerhalb der betroffenen Dermatome (brachioradialer Pruritus: C6–C7, Notalgia paraesthetica: T2–T6, Cheiralgia paraesthetica: N. radialis, Meralgia paraesthetica: N. cutaneus femoris lateralis, Gonyalgia paraesthetica: N. saphenus, Ramus infrapatellaris) |
Postherpetische Neuralgie | Schädigung des peripheren Nervs durch das Varizella-Zoster-Virus | Pruritus und Dysästhesien am betroffenen Dermatom |
Tropisches Syndrom des N. trigeminus | Schädigung der sensorischen Fasern des N. trigeminus | Unilaterale Missempfindungen und Hypoästhesie im mittleren Gesichtsbereich. Ulzeration der Nasenflügel, der Wange und der Oberlippe durch Manipulation |
Zentrales Nervensystem | ||
Raumforderungen | Tumoren, Abszesse, Gefäßläsionen, Syringomyelie | Klinische Symptome entsprechend den betroffenen neuronalen Strukturen |
Schlaganfall | Ischämisch oder hämorrhagisch | Generalisierter oder einseitiger (kontralateraler) Pruritus |
Neuromyelitis optica | Autoimmune demyelinisierende Erkrankung | Klinische Symptome je nach geschädigter Wirbelsäulenhöhe |
Infekte | Meningitis, Enzephalitis, Prionenkrankheit | Klinische Symptome entsprechend den betroffenen neuronalen Strukturen |
Traumatische Hirn- oder Rückenmarksläsionen | Traumatisch, iatrogen | Klinische Symptome entsprechend den betroffenen neuronalen Strukturen |
Topische Therapieoptionen | Systemische Therapieoptionen | |
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1. Wahl | Capsaicin-Creme (0,025–0,1 %) Hoch dosiertes Capsaicin-Pflaster (8 %) | Gabapentina (maximal 3600 mg/Tag) Pregabalina (maximal 600 mg/Tag) |
2. Wahl | – | Antidepressiva (z. B. Paroxetin bis 40 mg/Tag, Amitriptylin bis 75 mg/Tag, Mirtazapin bis 45 mg/Tag) μ‑Opioidrezeptor-Antagonisten (z. B. Naltrexon 25–50 mg/Tag, Naltrexon 0,002–0,02 μg/kgKG/min) |
Unterstützende Therapie | Kurzfristig topische Steroide bei Kratzläsionen | – |
Peripheres Nervensystem
Zentrales Nervensystem
Diagnostik
Anamnese und körperliche Untersuchung
Bestimmung der intraepidermalen Nervenfaserdichte
Weiterführende Diagnostik
Therapie
Topische Therapieoptionen
Systemische Therapieoptionen
Klinische Studien
Fazit für die Praxis
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Neuropathischer Pruritus entsteht durch eine Störung des Nervensystems auf peripherer oder zentraler Ebene.
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Der neuropathische Pruritus beginnt auf normal aussehender Haut und wird oft von anderen Missempfindungen wie Stechen oder Kribbeln begleitet. Die Verteilung der Symptome hängt von der betroffenen Stelle des somatosensorischen Systems ab.
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Eine umfassende Anamnese ist für die Diagnose unerlässlich. Weiterführende Untersuchungen wie die Bestimmung der intraepidermalen Nervenfaserdichte oder bildgebende Verfahren können in ausgewählten Fällen hilfreich sein.
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Topische Substanzen (z. B. Capsaicin, Lokalanästhetika) können bei der Behandlung von lokalisiertem neuropathischem Pruritus hilfreich sein, während systemische Medikamente (z. B. Gabapentinoide, Antidepressiva, Opioidrezeptormodulatoren) zur Behandlung generalisierter oder therapierefraktäre Fälle eingesetzt werden. Klinische Studien mit innovativen Ansätzen zur Behandlung des neuropathischen Pruritus sind dringend erforderlich.