06.09.2018 | Psychiatrie und Psychosomatik | Übersichten
Drei-Ebenen-Modell der Familien- und Systemdiagnostik
Überblick und Erhebungsverfahren
verfasst von:
Christina Hunger
Erschienen in:
Die Psychotherapie
|
Ausgabe 5/2018
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Die Familien- und Systemdiagnostik ist wichtiger Bestandteil gesellschaftlicher und hochschulbezogener Fragestellungen. Kommunizierbare familien- und systemdiagnostische Theorien und Methoden gewinnen daher zunehmend an Bedeutung.
Ziel der Arbeit
Der Beitrag will anhand des Drei-Ebenen-Modells ein vier Betrachtungsweisen umfassendes Rational vorstellen, an dem sich zukünftige Forschungs- und Interventionsheuristiken im Bereich der Familien- und Systemdiagnostik orientieren können. Ausgewählte Fragebogeninventare für den deutschen Sprachraum sollen den verschiedenen Betrachtungsweisen zugeordnet und in ihrem Anwendungsbereich exemplarisch benannt werden.
Material und Methoden
Grundlage bildet die Darstellung des Drei-Ebenen-Modells bei Cierpka (2008a), grafisch veranschaulicht durch die Autorin. Die Auswahl familien- und systemdiagnostischer Fragebogeninventare erfolgte entlang zuvor festgelegter Kriterien und über elektronische Suchmaschinen (PsycINFO, PSYNDEX, Google Scholar).
Ergebnisse
Für den deutschen Sprachraum liegen zu drei der vier Betrachtungsweisen des Drei-Ebenen-Modells validierte und publizierte Fragebogeninventare vor. Vor allem zur Erfassung dyadischer Beziehungen und der Familie als Ganzes existieren vielfältige Erhebungsverfahren. Für die Erfassung des individuellen Erlebens innerhalb sozialer Systeme und der triadischen Beziehungen ist das Angebot an Fragebogeninventaren geringer. Die Erhebungsverfahren weisen gute psychometrische Qualität auf, häufig einschließlich Retest-Reliabilitäten und Normierungen, wenn z. T. auch sehr veraltet. Die meisten Instrumente bieten Hinweise auf Korrelationen in der Dyade, triadische Beziehungsmuster werden weniger häufig berichtet.
Schlussfolgerung
Die deutsche Familien- und Systemdiagnostik verfügt über vielfältige Fragebogeninventare zur Erfassung unterschiedlich komplexer Interaktionsmuster. Zukünftige Forschungen sollten sich verstärkt und systematisch den verschiedenen Betrachtungsweisen widmen. Insbesondere triadische Interaktionen und die Einbindung wichtiger, auch außerfamiliärer Bezugspersonen sind zu berücksichtigen. Ebenso sollte die Familien- und Systemdiagnostik verstärkt in die gesundheitsbezogenen Maßnahmen und klinischen Behandlungsprozesse im Kinder- und Jugendbereich, vor allem aber auch im Erwachsenenbereich integriert werden.