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Der Nervenarzt

Ethische Fallbesprechungen vor Zwangsmedikation in der Psychiatrie

Erschienen in:

Zusammenfassung

Hintergrund

Ethische Fallbesprechungen in psychiatrischen Kliniken sind insbesondere im Rahmen von Erwägungen zur Legitimität einer Zwangsbehandlung sinnvoll. Es gibt bisher kaum Daten zum Vorgehen und zu den Ergebnissen solcher Fallbesprechungen, weshalb wir hier Daten aus einer großen psychiatrischen Klinik präsentieren.

Ziel der Arbeit

Ziel der Arbeit war die retrospektive, quantitative und qualitative Analyse ethischer Fallbesprechungen vor Zwangsmedikationen.

Methoden

Die Studie analysierte die Protokolle aller ethischen Fallbesprechungen in einem 2‑Jahres-Zeitraum. Sie orientierten sich methodisch an der prinzipienorientierten ethischen Fallbesprechung. Die qualitative Analyse ausgewählter Fälle wurde durch Bezugnahme auf Arztbriefe ergänzt.

Ergebnisse

Eine Patientenverfügung lag in keinem Fall vor, sodass grundsätzlich auf den mutmaßlichen Willen zur Beurteilung der Autonomieperspektive zurückgegriffen wurde. Komplex gestaltete sich die Einbeziehung von Hinweisen auf eine Fremdgefährdung bei der Beurteilung der Wohlergehensperspektive. Fünf der 35 Beratungen empfahlen die Durchführung einer Zwangsmedikation aus ethischer Sicht nicht.

Diskussion

Die ethische Fallbesprechung ermöglicht eine ganzheitliche, individuelle Analyse medizinethischer Verpflichtungen. Sie trägt zu fundierten Entscheidungen bei und könnte helfen, die Zahl von Zwangsmedikationen zu verringern, was ihre routinemäßige Durchführung nahelegt.
Titel
Ethische Fallbesprechungen vor Zwangsmedikation in der Psychiatrie
Verfasst von
Andreas Sarropoulos
Felizitas Schweitzer
Sabine Winter
Prof. Dr. med. Thomas Pollmächer
Publikationsdatum
16.09.2024
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Der Nervenarzt / Ausgabe 11/2024
Print ISSN: 0028-2804
Elektronische ISSN: 1433-0407
DOI
https://doi.org/10.1007/s00115-024-01734-1
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