Erschienen in:
01.12.2012 | Originalarbeit
Psychoanalytisch begründete Ansätze in der forensischen Psychiatrie und Psychotherapie
verfasst von:
Prof. Dr. med. Klaus Hoffmann
Erschienen in:
Forum der Psychoanalyse
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Ausgabe 4/2012
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Zusammenfassung
Psychodynamische Einzel-, Gruppen- und (in Ausnahmefällen) Paar- und Familientherapien werden nach Jahren der Dominanz manualisierter Verhaltenstherapieverfahren wieder zunehmend in Maßregel- und Justizvollzug durchgeführt und evaluiert. Einzel- und Gruppenanalytiker stellen sich wieder vermehrt dieser Aufgabe, überwiegend als Mitarbeiter forensischer Einrichtungen, aber auch als externe Therapeuten. Entscheidend sind im Sinne einer therapeutischen Gemeinschaft auf gruppenanalytischer Grundlage die Einbeziehung aller Berufsgruppen in eine entsprechende Haltung und Gestaltung des Milieus sowie regelmäßige Fall- und Teamsupervisionen. Deliktnahe Situationen finden im Alltag sowie auch in den professionellen Begegnungen statt und werden vor allem in den Gruppentherapien im Licht der Lebensgeschichte wie der Wirkungen auf andere analysiert. Die aktuellen Konzepte der übertragungsfokussierten Psychotherapie („transference-focused psychotherapy“, TFP) sowie der mentalisierungsbasierten Psychotherapie (MBT) verschaffen Mitarbeitern unterschiedlicher professioneller Sozialisationen, die in forensischen Teams lange Zeit mit multimorbiden und als gefährlich eingeschätzten Patienten arbeiten, wichtige Fertigkeiten in der qualifizierten Alltagsarbeit. Übertragung und Gegenübertragung, Abwehr und Widerstand sind wesentliche dynamische Konzepte in der „umwandelnden Verinnerlichung“, die bei forensischen Patienten im Dienste ihrer Resozialisierung anzustreben ist.