Erschienen in:
01.03.2015 | Einführung zum Thema
Psychoonkologie
Differenzieller Versorgungsbedarf zwischen Anspruch und Realität
verfasst von:
Prof. Dr. Dr. H.P. Kapfhammer
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 3/2015
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Auszug
Veränderte Lebensgewohnheiten, eine sich wandelnde soziodemographische Bevölkerungsstruktur mit zunehmender durchschnittlicher Lebenserwartung, aber auch verbesserte diagnostische Möglichkeiten haben in den letzten Jahrzehnten zu einer steigenden Inzidenz von Krebserkrankungen geführt. Krebserkrankungen sind nach wie vor die führende Todesursache in modernen Gesellschaften. Es gilt allerdings zu vermerken, dass durch die zwischenzeitlich erzielten Fortschritte in der somatisch-medizinischen Behandlung ein steigender Anteil betroffener Personen geheilt wird und ein noch größerer Anteil mit Krebs als chronischer Erkrankung lebt. Eine wachsende Anzahl von Langzeitüberlebenden konfrontiert aber auch mit vielfältigen relevanten Folgekosten dieses medizinischen Fortschritts. Diese bestehen auf der somatischen Ebene etwa in einem erhöhten Risiko für Zweittumoren, persistierenden kardiopulmonalen Schäden, körperlichen Funktionseinschränkungen, Fatigue und Schmerzen, auf der psychologischen Ebene in erhöhtem emotionalem Distress, kognitiven Beeinträchtigungen sowie sexuellen Dysfunktionen und auf der sozialen Ebene in erheblichen psychosozialen Behinderungsgraden, beruflichen Reintegrationsproblemen und einer reduzierten Lebensqualität. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass unter einer Krebserkrankung nicht nur die betroffenen Einzelpersonen, sondern auch ihre Partner und Familien leiden und mannigfaltigen Belastungen in der Akutsituation und in der Langzeitperspektive ausgesetzt sind. Nicht zuletzt haben auch die enormen soziökonomischen Kosten für Behandlungen und Rehabilitationen zur Erkenntnis beigetragen, dass die Überlebensrate nicht der einzige Qualitätsmaßstab für eine anspruchsvolle onkologische Versorgung sein kann. …