12.07.2024 | Psychoonkologie | Leitthema
Psychoonkologie – psychosoziale Belastungen und Versorgungsbedarfe
verfasst von:
Prof. Dr. phil. Anja Mehnert-Theuerkauf, Franziska Springer
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 9/2024
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Zusammenfassung
Die Anzahl der Patienten, die mit oder nach einer Krebserkrankung leben, nimmt aufgrund verbesserter Diagnostik und Versorgung sowie einer alternden Gesellschaft stetig zu. Dies betrifft insbesondere die Gruppe der älteren Krebsüberlebenden mit komplexen Gesundheits- und Unterstützungsbedarfen. Für viele Betroffene und ihre Angehörigen gehen die Erkrankung und Behandlung mit hohen emotionalen Belastungen, Einschränkungen der Lebensqualität und vielfältigen psychosozialen Herausforderungen einher. Einige psychosoziale Belastungen wie Depressionen und Ängste bestehen z. T. noch Jahre nach Abschluss der Behandlung fort. Zu den häufigsten unerfüllten Unterstützungsbedürfnissen der Patienten gehören psychologische und emotionale Bedürfnisse sowie Informationsbedürfnisse. Ein effektives psychosoziales Screening und eine niedrigschwellige, bedarfsgerechte Zuweisung zu evidenzbasierten psychoonkologischen Unterstützungsangeboten sind daher unerlässlich. Etwa ein Drittel aller Krebspatienten äußert den Wunsch nach professioneller psychoonkologischer Unterstützung. Obwohl insgesamt eine sehr gute Evidenz dafür vorliegt, dass psychoonkologische Interventionen psychosoziale Belastungen reduzieren und die Lebensqualität verbessern, besteht für Teilgruppen wie Prostatakrebspatienten ein hoher Forschungsbedarf zur Ausgestaltung und Wirksamkeit von Interventionsangeboten.