Krebskranke: Verheiratet lebt es sich länger

In einem aktuellen systematischen Review wurde untersucht, welchen Einfluss der Beziehungsstatus auf das allgemeine und krebsspezifische Überleben hat. Verheiratete Patientinnen und Patienten schnitten am besten ab, dagegen waren verwitwete Frauen und Männer eine besonders benachteiligte Gruppe. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. In den letzten Jahren wurde in Studien wiederholt über die Bedeutung des sozialen Umfeldes für das Überleben von Krebspatientinnen und -patienten berichtet. Forschende um Kaja Krajc von der Universität Primorska in Koper, Slowenien, haben deshalb in einem systemischen Review mit Metaanalyse die Rolle von Partnerschaften genauer unter die Lupe genommen. Sie analysierten dazu insgesamt 67 Studien, in denen Verheiratete mit Nichtverheirateten, Nieverheirateten, Singles, Geschiedenen/Getrennten und Verwitweten verglichen wurden. Verheiratete Patientinnen und Patienten überlebten ihre Krebserkrankung länger als die verschiedenen Gruppen von Unverheirateten, sowohl was das Gesamtüberleben als auch das krebsspezifische Überleben angeht. Erkrankte mit Ehepartnern hatten ein um 34% erhöhtes Gesamtüberleben. Eine Begründung könnte darin liegen, dass Verheiratete meist einen höheren sozioökonomischen Status und somit leichteren Zugang zu besseren Therapien haben, erklären Krajc und ihre Kolleginnen und Kollegen. Sie erhielten zudem Unterstützung von ihrem Ehepartner, sei es beim Transport, bei der Bürokratie oder bei der Hausarbeit, sodass sie sich ganz auf ihre Behandlung konzentrieren könnten. Wichtig sei auch, dass der Partner beziehungsweise die Partnerin emotional unterstützen, was den Stress abmildern könne. Die Anwesenheit eines Partners oder Ehepartners ist mit einem gesünderen Lebensstil, einer größeren Chance, die Krankheit in einem früheren Stadium zu entdecken und sich für eine aktive Behandlung zu entscheiden, einem höheren finanziellen Einkommen und einer besseren psychischen Gesundheit assoziiert. Vulnerabelste Gruppe: die Verwitweten Die höchste klinische Signifikanz wurde beim Vergleich von verheirateten und verwitweten Krebspatienten festgestellt. Erkrankte mit einem Ehepartner oder einer Ehepartnerin hatten um 45% höhere Gesamt- und um 34% höhere krebsspezifische Überlebensraten als Verwitwete. Das Studienteam um Krajc schreibt dazu: Neben den Problemen, Bedrohungen und Belastungen, die mit der Krankheit verbunden sind, müssten Witwen und Witwer auch den Verlust einer wichtigen Person verkraften. Dies könne sich negativ auf ihre Gesundheit auswirken. Verwitwet zu sein, ist in der Regel mit hohem emotionalem Stress und Trauer verbunden sowie mit schwindenden sozialen Kontakten und dem Verlust der materiellen Unterstützung durch den Ehepartner. Witwen und Witwer unterziehen sich seltener einer Chemotherapie als Verheiratete und werden eher in Gesundheitseinrichtungen von geringerer Qualität behandelt. Studien haben gezeigt, dass verwitwete Personen eine schlechtere Immunantwort haben, wie etwa eine geringere Aktivität der natürlichen Killerzellen, die eine Schlüsselrolle bei der Erkennung und Beseitigung von Krebszellen spielen. Jedoch ist noch eine weitere Gruppe im Nachteil: Bei der geschlechterspezifischen Analyse zeigte sich, dass geschiedene beziehungsweise getrennt lebende Männer eine geringere Überlebensrate hatten. Im Vergleich zu Frauen war das Ergebnis statistisch signifikant. Auch in den anderen Untergruppen der Unverheirateten schnitten Frauen besser ab, jedoch erzielten die Vergleiche keine statistische Signifikanz. Krajc und ihre Kolleginnen und Kollegen halten ihre Erkenntnisse für wichtig. Denn wenn Ärztinnen und Ärzte sich des Einflusses des Beziehungsstatus bewusst seien, könnten sie diejenigen Patientinnen und Patienten leichter identifizieren, auf die mehr eingegangen werden müsse. Empfehlung der Redaktion Risikofaktoren für Krebserkrankungen – Themenseite Ernährung, Lebensstil, Komorbiditäten, erbliche Syndrome, soziale Situation: Welche Faktoren beeinflussen das Risiko an Krebs zu erkranken? Und was wirkt sich auf die Prognose aus? Auf dieser Themenseite sind aktuelle Beiträge dazu gesammelt. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welchen Einfluss hat der Beziehungsstatus von Krebspatientinnen und -patienten auf die Überlebensrate? Antwort: Verheiratete Männer und Frauen haben die besten Überlebenschancen. Hingegen sind Witwen und Witwer sowie getrennt lebende Männer im Nachteil. Bedeutung: Auf vulnerable Gruppen sollte besonders geachtet werden. Einschränkung: Unverheiratete, die aber in einer Partnerschaft leben, wurden nicht berücksichtigt. In manchen Studien fehlten wichtige demografische Angaben wie Alter oder Stadium der Krebserkrankung.

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