Erschienen in:
01.03.2021 | Affektive Störungen | Leitthema
Psychische Spät- und Langzeitfolgen einer Krebserkrankung
verfasst von:
PD Dr. rer. med. Heide Götze
Erschienen in:
Die Onkologie
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Ausgabe 8/2021
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Zusammenfassung
Hintergrund
Viele langzeitüberlebende Krebspatienten leiden auch mehrere Jahre nach Abschluss der Akutbehandlung unter psychischen Belastungen.
Ziel der Arbeit
Der Beitrag gibt einen Überblick zu den psychischen Spät- und Langzeitfolgen nach Krebs und dem bisherigen Forschungsstand. Ergebnisse einer Befragung von 1000 langzeitüberlebenden Krebspatienten werden vorgestellt und diskutiert.
Material und Methoden
In einer registerbasierten Kohortenstudie an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig wurden etwa 1000 Menschen hinsichtlich Depressions- und Angstsymptomatik (Patient Health Questionnaire, PHQ-9/General Anxiety Disorder, GAD-7) sowie Progredienzangst (Fear of Progression Questionnaire, FoP-SF) befragt, bei denen die Krebsdiagnose 5 bzw. 10 Jahre zurücklag.
Ergebnisse
Mittlere bis starke depressive bzw. Angstsymptomatik zeigten 17 % bzw. 9 % der langzeitüberlebenden Krebspatienten. Folgende Faktoren waren am stärksten mit Depressivität und Ängstlichkeit assoziiert: jüngeres Alter, weibliches Geschlecht, finanzielle Probleme, geringe Lebensqualität und kognitive Defizite. Vor allem Patienten, die jünger als 70 Jahre alt waren, waren depressiver und ängstlicher als die Vergleichsgruppe der Allgemeinbevölkerung. Eine hohe Progredienzangst gaben 17 % der langzeitüberlebenden Krebspatienten an. Die größten Sorgen betrafen die Zukunft der Familie und bevorstehende Arzttermine.
Schlussfolgerung
Die psychischen Spät- und Langzeitfolgen einer Krebserkrankung und -behandlung bedeuten nicht nur persönliches Leid für die betroffene Person, sondern sind auch für unser Gesundheitssystem von enormer Bedeutung. Es ist wichtig, betroffene Patienten frühzeitig zu identifizieren und ihnen angemessene Unterstützung anzubieten.