Erschienen in:
18.12.2019 | Angststörungen | Schwerpunkt: Hausärztliche Medizin – Teil I
Innere Medizin zwischen Soma und Psyche
Funktionelle Körperbeschwerden und depressive Störungen in der ambulanten Versorgung
verfasst von:
Dr. Ivo G. Grebe
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 1/2020
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Zusammenfassung
In der primärärztlichen Versorgung sind somatoforme Störungen überdurchschnittlich häufig anzutreffen, werden aber in der Differenzialdiagnostik zu selten als solche benannt. Die Prävalenz liegt bei etwa 30 %, der Anteil weiblicher Patienten überwiegt. Insbesondere durch die Fixierung auf organbezogene Symptome, die Erwartung wiederholter apparativer Diagnostik sowie das spezielle Agieren stellt diese Patientengruppe das Arzt-Patienten-Verhältnis von Beginn an auf eine harte Probe. Häufiger Arztwechsel, Chronifizierung und Enttäuschung auf beiden Seiten sind die Folge. Durch eine empathische, aber auch kritisch-distanzierte Grundhaltung des hausärztlichen Internisten auf dem Boden eines biopsychosozialen Krankheitskonzepts kann sich jedoch ein tragfähiges Arzt-Patienten-Verhältnis entwickeln. Im weiteren Verlauf sind mit der Pacing-and-leading-Strategie sowie mit psychoedukativen Maßnahmen Korrekturen im Krankheitsverständnis und -ausdruck aufseiten des Patienten zu erreichen. Die primäre Psychologisierung funktioneller Beschwerden wird den Betroffenen nicht gerecht, eine ambulante Psychotherapie sollte erst nach guter Vorbereitung des Patienten eingeleitet werden. Medikamentöse Maßnahmen bleiben meist unspezifisch und dienen der Symptomlinderung, bei Komorbidität einer Angst- und/oder depressiven Störung ist der Einsatz von Serotoninwiederaufnahmehemmern zu erwägen.