06.11.2024 | Psychosomatik | Leitthema
„Unmet medical needs“ in der HNO-Heilkunde
verfasst von:
Dr. Helmut Schaaf, Georg Kastellis, Gerhard Hesse
Erschienen in:
HNO
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Unerfüllte medizinische Wünsche und die daraus resultierenden Enttäuschungen sind oft infrastrukturell bedingt und Folge von unzureichenden Angeboten oder auch nur begrenzt zur Verfügung stehenden Ressourcen in einer Kassenarztpraxis. Sie unterliegen dabei nicht unbedingt der individuellen Therapiekompetenz des HNO-Arztes oder der HNO-Ärztin. Anders gestaltet es sich bei unerfüllten medizinischen Wünschen der Patienten, denen aus unterschiedlichsten Gründen, sei es wegen der Schwere der Erkrankung oder wegen der besonderen, überwiegend psychosomatischen Konstellation, nicht ausreichend geholfen werden kann. Dann kann es zu Enttäuschungen und unerfüllten Erwartungen auf beiden Seiten kommen. Dieser Artikel legt den Fokus auf die Erkrankungen, bei denen kein eindeutiger organischer Befund und damit auch keine klare, etwa chirurgische oder medikamentöse Behandlungsoption besteht, oder die, bei denen der organische Befund zwar fassbar ist, aber das dahinterstehende Leiden nicht ausreichend erklärt. Dann sind eingeleitete Therapiemaßnahmen nicht ausreichend und stellen die Patienten nicht zufrieden. Die Patientin oder der Patient fühlen sich unverstanden, was die Beziehung zwischen Arzt und Patienten belastet. Hilfreich ist hier ein grundlegendes psychosomatisches Verständnis auch vordergründig organisch fassbarer Beschwerden, sowohl durch behandelnde Ärztinnen und Ärzte als auch durch die Patientinnen und Patienten. Nur dann kann das Symptom auch als möglicher Ausdruck einer psychogenen Not verstanden und erkannt werden, um dann die notwendigen Weichen zu einer kausalen Therapie zu stellen. Dies wird im Beitrag reflektiert, und Vorschläge zum Umgang mit der Thematik werden besonders am Beispiel des Leidens am Tinnitus gemacht.