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Erschienen in: Gynäkologische Endokrinologie 1/2021

23.12.2020 | Psychotherapie | Leitthema

Psychosoziale Versorgung bei Intersex/Varianten der Geschlechtsentwicklung

Leitlinienorientierte Beratung und Psychotherapie

verfasst von: Prof. Dr. Katinka Schweizer

Erschienen in: Gynäkologische Endokrinologie | Ausgabe 1/2021

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Zusammenfassung

Hintergrund

Die Verbesserung psychosozialer Versorgungsangebote und -strukturen für Personen mit Intersex/Varianten der Geschlechtsentwicklung (VdG) wird seit Jahren von verschiedenen Seiten gefordert. Die Literatur gibt Hinweise, dass die Inanspruchnahme psychosozialer Unterstützung durch Eltern von Kindern mit VdG zu einem Rückgang oder Verschieben irreversibler, nicht zwingend notwendiger Genitaloperationen im Kindesalter führt. Dies ist auch ein Ziel der S2k-Leitlinie „Varianten der Geschlechtsentwicklung“ der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF).

Fragestellung und Material

Die Arbeit untersucht die AWMF-S2k-Leitlinie in Hinblick auf die beschriebenen Ziele, Formen und Aufgaben psychosozialer Versorgung bei Intersex/VdG.

Ergebnisse

Die Leitlinie umfasst 37 Empfehlungen zur interdisziplinären Gesundheitsversorgung bei DSD. Sie ist das kompakte Ergebnis eines mehrjährigen partizipativen Verständigungsprozesses, in dem neben Kontroversen auch die Bedeutung obligatorischer psychosozialer Angebote zur Unterstützung von Familien, Patient_innen und Eltern in Form von professioneller und Peer-to-Peer-Beratung, Selbsthilfe und gegebenenfalls Psychotherapie benannt und anerkannt wurde.

Schlussfolgerung

Die psychosoziale Versorgung bei DSD gewinnt innerhalb und außerhalb der Medizin an Bedeutung. Das fehlende Wissen über Intersex/DSD stellt nicht nur innerhalb der psychosozialen Berufsgruppen der Gesundheitsversorgung ein Problem dar, sondern auch in der Allgemeinbevölkerung. Die Sicherstellung der Qualifizierung psychosozialer Fachkräfte sowie die Finanzierung des Ausbaus der Strukturen und dieser Versorgungsangebote stellen daher zentrale Aufgaben der Zukunft dar, damit die Umsetzung der Leitlinie auch realistisch und machbar wird.
Fußnoten
1
Der Begriff der „Inkongruenz“ impliziert die problematische Frage, woran eine Kongruenz und Übereinstimmung in diesem Kontext sich überhaupt messen ließe. Der Begriff ist außerdem missverständlich, da er als „Geschlechtsinkongruenz“ Eingang in die Internationale Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-11) gefunden hat, um die Diagnosekategorie des „Transsexualismus“ (F64.0) zu ersetzen.
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Psychosoziale Versorgung bei Intersex/Varianten der Geschlechtsentwicklung
Leitlinienorientierte Beratung und Psychotherapie
verfasst von
Prof. Dr. Katinka Schweizer
Publikationsdatum
23.12.2020
Verlag
Springer Medizin
Schlagwörter
Psychotherapie
Pflege
Erschienen in
Gynäkologische Endokrinologie / Ausgabe 1/2021
Print ISSN: 1610-2894
Elektronische ISSN: 1610-2908
DOI
https://doi.org/10.1007/s10304-020-00361-8

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