Typ-2-Diabetes ist ansteckend

Ob jemand an Diabetes erkrankt oder nicht, hängt auch von den Menschen ab, die ihm nahestehen. US-amerikanische Mediziner empfehlen Hausärzten, zur Abschätzung des Diabetesrisikos ihrer Patienten auch Informationen über Ehepartner, Geschwister und Freunde zu berücksichtigen. Wenn die nämlich stark übergewichtig oder zuckerkrank seien, könne von einem erhöhten Erkrankungsrisiko ausgegangen werden. Vor allem Ehepartner mit Adipositas und Geschwister mit Typ-2-Diabetes sind nach einer retrospektiven Analyse der Framingham Offspring Study (FOS) Risikoindikatoren für eine zukünftige Erkrankung, und zwar unabhängig vom genetischen Risiko der betreffenden Person. Für die Analyse standen Daten von 4797 FOS-Teilnehmern zur Verfügung, die zwischen 1971 und 2008 zu acht Zeitpunkten erhoben worden waren. Die Daten beinhalten Angaben zur kardiometabolischen Gesundheit sowohl der Studienteilnehmer als auch von engen Kontaktpersonen; bei den acht Terminen wurden zwischen 9300 und 14.400 Ehepartner, Geschwister, Freunde und/oder enge Nachbarn erfasst. Ein Typ-2-Diabetes bestand bei 136 Teilnehmern schon zum Studienbeginn, bei 692 wurde er im Studienzeitraum diagnostiziert. Dicker Partner fördert Diabetes Wenn enge Beziehungen zu fettleibigen bzw. zu zuckerkranken Personen angegeben wurden, erhöhte dies die Wahrscheinlichkeit einer späteren Diabetesdiagnose signifikant um 32% bzw. um 21%. Eine Aufschlüsselung nach der Art der Beziehung ergab, dass bei einer Adipositas des Ehepartners das Diabetesrisiko um 54% erhöht war. Starkes Übergewicht bei Geschwistern zeigte dagegen keinen Einfluss. Umgekehrt war ein Typ-2-Diabetes bei Schwester oder Bruder, aber nicht beim Ehepartner, mit einem höheren Erkrankungsrisiko verbunden; die Risikosteigerung betrug hier 64%. Allein durch gemeinsame Gene war das nicht zu erklären: Das zusätzliche Risiko bestand auch dann noch, wenn genetische Veranlagung und Elternanamnese berücksichtigt wurden. Studienteilnehmer mit genetisch bedingt hohem Erkrankungsrisiko waren sogar besonders anfällig für den beobachteten Effekt von Adipositas und Diabetes bei nahestehenden Personen. Geteilte Verhaltensweisen „Wir gehen davon aus, dass die Assoziationen dadurch zustande kommen, dass die Beteiligten dasselbe Gesundheitsverhalten haben, vor allem in Bezug auf Ernährung und Sport“, schreiben die Studienautoren um Sridharan Raghavan von der Harvard Medical School in Boston. Informationen über nahestehende Personen könnten daher dazu beitragen, Patienten mit hohem Diabetesrisiko früher zu erkennen und präventive Maßnahmen einzuleiten. Die Studienergebnisse sind nach Einschätzung der US-Ärzte außerdem für Präventionsprogramme relevant. Damit die erfolgreich sind, sollten auch Wechselwirkungen im sozialen Umfeld Beachtung finden.

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