18.06.2018 | Psychotherapie | Historisches
Entwicklung durch Begegnung – Kurt Goldsteins Beiträge zur Psychotherapie
verfasst von:
Dr. S. Frisch
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 3/2019
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Zusammenfassung
Während Person und Werk des Nervenarztes Kurt Goldstein (1878–1965) Jahrzehnte lang nahezu in Vergessenheit gerieten, stoßen sie in den letzten Jahren wieder auf zunehmendes Interesse. Die meisten Arbeiten konzentrieren sich jedoch auf Goldsteins bahnbrechende Beiträge zu einer „ganzheitlichen“ Neurologie, Neuropsychologie und Neurorehabilitation. Seinen Impulsen zur Entwicklung der Psychotherapie wird demgegenüber kaum Aufmerksamkeit zuteil. Der vorliegende Artikel gibt erstmals einen umfassenderen Überblick über Goldsteins bis heute fortwirkenden Einfluss auf die Entwicklung der Psychotherapie, insbesondere humanistisch orientierter Therapieformen. Dabei wird deutlich, dass Goldstein seine Beiträge, wie etwa seinen ganzheitlichen Ansatz des Organismus als eines identitätsschaffenden und -erhaltenden Systems, die Bedeutung der Angst für die menschliche Existenz sowie die begegnungsorientierte Beziehung als zentralen therapeutischen Wirkfaktor, letztlich aus seinen Beobachtungen an Hirnverletzten des Ersten Weltkriegs abgeleitet hat. Somit hat die Hirnforschung bereits früh prägende Einflüsse auf die Psychotherapie ausgeübt, wenn auch mit einer anderen Grundorientierung als der heute vorherrschenden, zunehmend reduktionistischen.