08.07.2022 | Psychotherapie | Schwerpunkt: Beschleunigung und Entschleunigung - Originalien
On- oder Offline? Mentalisieren des Körpers unter Pandemiebedingungen
verfasst von:
Prof. Dr. med. Ulrich Schultz-Venrath
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 5/2022
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Zusammenfassung
Technologische Innovationen und gesellschaftliche Krisen gehen mit einer Reihe von Phänomenen einher, die mit den prämentalistischen Modi des Mentalisierungsmodells und seinem Konzept des „epistemischen Vertrauens“ bzw. „Misstrauens“ erklärt werden können. Die „severe acute respiratory syndrome coronavirus 2“ (SARS-CoV-2)-Pandemie führte zu prämentalistischen Modi mit spezifischen Störungen der Wahrnehmungen des Körpers und des Denkens. Hierzu gehören Verschwörungsglauben (dass mit der Impfung „Chips“ in den Körper eingeschleust würden), Leugnung des Virus (selbst bei vorliegender „coronavirus disease 2019“ [COVID-19]) und Verkennung der politischen Verhältnisse („Diktatur“) bis hin zu verbalen und tätlichen Angriffen auf Wissenschaftler. Letztere fanden in einem rechtzeitig aufgedeckten Entführungsszenario des Gesundheitsministers Anfang Mai 2022 ihren bisherigen Höhepunkt.