Wird etwas Relevantes im nonverbalen Bereich wahrgenommen, kann es in vielen Fällen kommuniziert werden. Relevant kann dabei vieles bedeuten, sei es im Sinne von „bisher nicht aufgetreten“ (z. B. eine geballte Faust bei bislang unterdrücktem Ärger) oder im Sinne von „stärker/schwächer ausgeprägt“ (z. B. mehr Emotionsausdruck im Gesicht bei bisher flachem Affekt), im Sinne von „Nichtübereinstimmung mit verbalem Inhalt“ (z. B. ein Lächeln beim Erzählen der Auseinandersetzung mit einer Bezugsperson) und in vielen anderen Situationen, die der oder die Therapeut:in als wichtig erscheinen. Das verbale Aufgreifen einer solchen Beobachtung kann ebenfalls ein breites Spektrum, das von neutralem Beschreiben der Beobachtung bis zu explizitem Konfrontieren reicht, annehmen. Eine solche aktive Therapeut:innen-Intervention erfolgt entweder auf der sprachlichen Ebene (z. B. „Mir fällt auf, dass …“; „Können Sie diesen Seufzer nochmals machen …“, „Ich frage mich, ob Ihre Fußbewegung eine Bedeutung hat …“) oder auch auf der nichtsprachlichen Ebene, z. B. ein „Nicht-Mitlachen“ wie es im Bereich des Austausches von Gesichtsmimik beschrieben worden ist (Bänninger-Huber
1992). Der Hauptaspekt dieses Schrittes besteht somit darin, dass den Patient:innen durch verbale oder verhaltensbasierte Aktionen der Therapeut:innen ein Bewusstsein für nonverbale Aspekte der aktuellen Situation geschaffen wird. Patient:innen werden mit diesem (wohlwollenden) Aufgreifen eingeladen, über das Phänomen zu reflektieren. Diese Information kann in einem nachfolgenden Schritt mehrgleisig weiterverfolgt werden, sei es mithilfe klärungsorientierter Vertiefung oder auch mithilfe bewältigungsorientierter Methoden. Eine Reihe von Therapieverfahren beinhaltet diesen bzw. einen vergleichbaren Schritt seit jeher ausdrücklich im therapeutischen Vorgehen. Die Gestalttherapie und ihr phänomenologischer Fokus auf das Hier und Jetzt sind ein Beispiel einer solchen Richtung (Perls et al.
2006), und auch die intensive psychodynamische Kurztherapie (ISTDP) sowie die Körperpsychotherapie (Geißler und Heisterkamp
2013; Geuter
2015) könnten hier genannt werden. In aktuellen Therapieverfahren der 3. Welle finden sich passende Elemente beim Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP), bei der Emotionsfokussierten Therapie (EFT) und auch in einigen weiteren therapeutischen Ausrichtungen. Historisch kann dieser Teil von iCAST ganz explizit den Ausführungen von Beier und Young (
1998) zugeordnet werden, denn in ihrer Analyse des Verhaltens von Therapeut:innen sprechen sie an vielen Stellen von „nichtsozialem“ Verhalten – Verhalten, das das Potenzial habe, Patient:innen so weit zu überraschen/konfrontieren, dass ein Aufbrechen bisheriger Reaktions- und Verarbeitungsgewohnheiten überhaupt erst ermöglicht werde). Beim
C von iCAST kann deshalb der Bedeutungsaspekt der
Bewegung (Blickbewegungen, Fischerei, Würfelspiel, Seefahrt: abtreiben lassen, an Land spülen, losmachen, über Bord werfen) als wichtiger Aspekt genannt werden. Denn durch die Bewusstmachung (verbal oder szenisch) kann ein Transformationsprozess in Gang gesetzt werden. Die Therapierenden versuchen mit ihrem Aufgreifen nonverbaler Aspekte, einen potenziell wichtigen Gesichtspunkt ihres Gegenübers einzufangen.