Erschienen in:
01.07.2014 | Leitthema
Querschnittläsion
Eine bleibende interdisziplinäre Herausforderung
verfasst von:
Dr. P. Moulin, A. Gohritz, J. Meunzel
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 7/2014
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Zusammenfassung
Einleitung
Schädigungen des Rückenmarks mit Querschnittsymptomatik bleiben, auch 5000 Jahre nach ihrer Erstbeschreibung, bisher unheilbar. Die Therapie möglicher Folgeschäden der verbleibenden Lähmungen und Sensibilitätsdefizite auf Höhe und unterhalb der Rückenmarkverletzung hat jedoch große Fortschritte gemacht.
Methode
Vorgenommen wurde eine selektive Literaturrecherche mit den Schwerpunkten historische Entwicklung, Epidemiologie, Klassifikation, Akut- und Sekundärrehabilitation bei Querschnittlähmung mit speziellen Aspekten der Handchirurgie bei Tetraplegie, Dekubitusbehandlung und urologischer Spezialversorgung unter Berücksichtigung der eigenen Erfahrungen an einem spezialisierten Rückenmarkverletztenzentrum.
Ergebnisse
Die moderne Behandlung querschnittgelähmter Patienten begann in den 1940er Jahren, v. a. durch die Verdienste von Sir Ludwig Guttmann. Operativ führt die frühe Dekompression und Stabilisation der knöchernen Verletzung möglicherweise zur Reduktion sekundärer Schädigungen des Rückenmarks. Die endgültige Evidenz fehlt leider noch immer. Die schnellstmögliche Verlegung in ein Querschnittzentrum reduziert erheblich die Zahl der frühen Komplikationen. Epidemiologisch nehmen der Anteil von Frauen und das Durchschnittsalter der Betroffenen zu, ebenso die Anzahl der Tetraplegiker. Häufige Folgezustände einer Querschnittläsion sind Störungen des Verdauungs- und urogenitalen Systems, der vegetativen Regulation, chronische Schmerzen sowie Schluck- und Atemeinschränkungen. Häufige Komplikationen sind Thrombosen und Lungenembolien, heterotope Ossifikationen, Dekubitalulzera, Kontrakturen, neuropathische Schmerzen und Spastik, die die Rehabilitation erschweren. Allgemeines Ziel der Rehabilitation und lebenslangen Betreuung von Rückenmarkverletzten ist, eine größtmögliche Selbstbestimmung, Mobilität, Integration, Erwerbsfähigkeit und auch Lebensqualität zu erreichen. Eine teilweise Wiederherstellung der Arm- und Greiffunktion durch chirurgische Muskel- oder Nerventranspositionen, Gelenkstabilisierung und Tenodesen kann diese Ziele bei ca. 70 % aller Tetraplegiker zuverlässig unterstützen.
Schlussfolgerung
Rückenmarkschädigungen erfordern von Anfang an eine ganzheitliche interdisziplinäre Therapie. Spezifische internistische aber auch orthopädische lebenslange Nachkontrollen sind erforderlich für den Erhalt der Selbstständigkeit.