11.08.2023 | Radiologie | Leitthema
Patientenzentriertes, wertbasiertes Management von radiologischen Zufallsbefunden
verfasst von:
Prof. Dr. med. Sabine Weckbach, Mark O. Wielpütz, Oyunbileg von Stackelberg
Erschienen in:
Die Radiologie
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Ausgabe 9/2023
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Zusammenfassung
Als Nebenprodukt einer starken Zunahme von hochauflösender radiologischer (Schnitt‑)Bildgebung steigt die Prävalenz von Zufallsbefunden („incidental findings“, IF) seit Jahren an. Die Entdeckung eines Zufallsbefundes kann die frühzeitige Behandlung einer möglicherweise schwerwiegenden Erkrankung ermöglichen und den Krankheitsverlauf so entscheidend verändern. Viele Zufallsbefunde haben allerdings keine oder nur geringe gesundheitliche Auswirkungen, und dennoch führt ihre Entdeckung häufig zu einer Kaskade zusätzlicher Untersuchungen und Interventionen. Es ist unstrittig, dass Zufallsbefunde einen direkten Einfluss auf das Leben der betroffenen Personen haben können und nicht nur psychosoziale Aspekte wie bspw. Sorgen und Ängste durch falsch-positive Befunde eine Rolle spielen, sondern unter Umständen auch versicherungsrechtliche oder berufliche Probleme auftreten können. Deshalb rufen der richtige Umgang mit Zufallsbefunden und die dabei geltenden ethischen Herausforderungen regelmäßig Diskussionen hervor. Allgemeine Prinzipien, die bei der Behandlung von Zufallsbefunden zu berücksichtigen sind, umfassen einerseits die Verantwortung für das Wohlergehen des Patienten/Studienteilnehmers selbst und andererseits auch die Verantwortung für Wohlergehen der möglicherweise mitbetroffenen Gesellschaft. Um Überdiagnosen und Übertherapien zu vermeiden und einen hohen Nutzen für die Patienten zu erzielen, müssen Radiologen und Kliniker wissen, wie man mit Zufallsbefunden umgeht. In den letzten Jahren wurden von verschiedenen nationalen und internationalen Gesellschaften wichtige Leitlinien („White Papers“) zum Management von IF veröffentlicht. Es ist wichtig, dass Radiologen diese Leitlinien genau kennen und einhalten und dann auch für überweisende Ärzte zur Diskussion und Beratung zur Verfügung stehen. Bei allen Entscheidungen muss dabei immer der Patient im Mittelpunkt stehen.