Erschienen in:
20.02.2017 | Pflege | Originalien
Rationierung in der stationären psychiatrischen Versorgung
verfasst von:
Dr. B. Braun, P. Brückner-Bozetti, M. Lingenfelder, C. Uhlmann, T. Steinert
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 9/2017
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Zusammenfassung
Fragestellung
Diese Studie untersucht, ob in Kliniken aus der Sicht von Ärzten/Psychologen und Pflegekräften implizite Rationierung stattfindet.
Methoden
Von Oktober 2013 bis Mitte 2014 wurde in 8 strukturell unterschiedlichen psychiatrischen Kliniken eine schriftliche standardisierte Befragung aller in den Kliniken beschäftigten Ärzte/Psychologen (auswertbare Fragebögen = 255) und Pflegekräfte (auswertbare Fragebögen = 796) durchgeführt.
Ergebnisse
Von 11 notwendigen Tätigkeiten wurden besonders 4, nämlich die Kommunikation/Interaktion mit Patienten und ihren Angehörigen, die Abstimmung der Behandlung mit anderen Fachkräften und eine adäquate Dokumentation der Behandlung, von 42–59 % der befragten Ärzte/Psychologen nicht erbracht bzw. implizit rationiert. Eine multivariate Analyse identifizierte einen hohen „case load“, ein schlechtes Verhältnis zu Vorgesetzten und eine insgesamt hohe Arbeitsbelastung als signifikante Bedingungen für häufig implizite Rationierung.
Diskussion
Die für die wirksame Behandlung psychisch kranker Menschen besonders notwendige starke Patientenorientierung und die enge interdisziplinäre Kooperation mit anderen Berufsgruppen werden durch die implizite Rationierung gefährdet.