Zusammenfassung
Hintergrund
Patienten mit altersbedingter Makuladegeneration leiden oft beidseits an der neovaskulären Form der Erkrankung (nAMD). Die Real-life-Ergebnisse nach Anti-VEGF(antivaskulärer endothelialer Wachstumsfaktor)-Therapie sollen zwischen dem zuerst betroffenen (1. Auge) und dem zuletzt betroffenen Auge (2. Auge) verglichen werden.
Material und Methoden
Für diese retrospektive monozentrische Studie wurden 3217 Augen von 2793 Patienten mit nAMD identifiziert, die von 2006 bis 2014 ≥ 3 Anti-VEGF-Injektionen an der Augenklinik der Universität München erhalten hatten. Eingeschlossen wurden Patienten mit bilateraler nAMD, wenn 1. und 2. Auge nicht vorbehandelt waren und jeweils eine strikte Adhärenz mit kontinuierlicher Nachbeobachtung über den Zeitraum von mindestens 5 Jahren gegeben war. Verglichen wurden der korrigierte Visus, die Anzahl intravitrealer Injektionen und Visiten sowie die zentrale Makuladicke.
Ergebnisse
Es erfüllten 72 Augen von 36 Patienten die Einschlusskriterien. Bei Therapiebeginn der nAMD zeigten die 1. Augen einen signifikant schlechteren mittleren Visus (p < 0,001). Das unterschiedliche Anfangsniveau der Sehschärfe von 3 Zeilen zwischen 1. und 2. Augen hielt sich über den gesamten Beobachtungszeitraum und war zu jedem Zeitpunkt signifikant (p < 0,05). Die mittlere Anzahl der kumulativen Injektionen war bei den 2. Augen höher (p = 0,04) bei vergleichbarer Anzahl von Visiten. Die nAMD am Partnerauge trat in mehr als der Hälfte der Patienten innerhalb von 12 Monaten nach Behandlungsbeginn des 1. Auges auf, bei 83 % innerhalb der ersten 3 Jahre.
Schlussfolgerung
Eine strikte Überwachung des Partnerauges bei Patienten mit unilateraler nAMD ist unabdingbar, um einen schweren beidseitigen Sehverlust zu verhindern. Durch eine frühzeitige Diagnosestellung mit raschem Therapiebeginn können Funktion und Lebensqualität langfristig besser erhalten werden.