Warum viele Praxen in die Risikofalle tappen

Seit mehr als einem Jahr besteht für Praxen die Pflicht für ein internes Risikomanagement. Noch klappt es nicht überall. Dabei können Praxen schnell nachbessern. Für das seit April 2014 geltende interne Risikomanagement müssen Praxen das Rad nicht neu erfinden, allerdings mehr bieten als ein Fehlermanagement. Doch selbst bei Letzterem scheitern viele Gesundheitseinrichtungen schon – hauptsächlich deshalb, weil sie Fehler in der Kommunikation machen, berichtet die TÜV SÜD Akademie. Dreh- und Angelpunkt eines funktionierenden Risikomanagements ist nach der Erfahrung des TÜV SÜD eine offene Fehlerkultur. Diese zeichne sich dadurch aus, dass die Mitarbeiter den Wert von Fehlern als Indikatoren für systematische Risiken erkennen. Fehlermeldungen müssten aber auch von der Praxisleitung eingefordert werden. Helfen können anonyme Meldesysteme. In kleinen Praxen ist so etwas meist schwierig umzusetzen, hier können die Teams sich aber am Fehlermeldesystem der Universität Frankfurt/Main, „jeder-fehlerzaehlt.de“ beteiligen und damit gleich noch aus Fehlern und Beinahe-Fehlern anderer Praxen lernen. Insgesamt besteht der Risikomanagementprozess laut TÜV SÜD allerdings aus sechs Phasen: Steuerung und Rahmenbedingungen in Praxis und Klinik; Risikoidentifikation; Risikoanalyse; Risikobewertung; Risikobewältigung sowie Risikoüberwachung und Kommunikation. Um eine zusätzliche Dokumentation kommen die Praxen hierbei nicht umhin: „Sie ermöglicht es, die Historie nach zu verfolgen und eventuelle Schwächen des Systems rechtzeitig zu erkennen“, so der TÜV SÜD. Spannend sind aber vor allem die Gründe, die der TÜV SÜD aus seiner Beratungs- und Zertifizierungspraxis heraus für ein häufiges Scheitern ermittelt hat: Neben einer mangelhaften Risikopolitik und Fehlerkultur sei dies vor allem eine Praxisleitung, die nicht hinter dem System steht. Problematisch seien jedoch ebenso zu geringe monetäre und personelle Ressourcen –denn häufig sind es ja die strukturellen Probleme, wie eine zunehmende Komplexität in der Medizin bei gleichzeitig dünner werdender Personaldecke, die die Anfälligkeit für Fehler erhöhen. Zudem führt der TÜV SÜD eine mangelnde Zielorientierung der Risiko-Partner in der Praxis, fehlende Messbarkeit der Risiko-Zielbearbeitung und unzureichende Kommunikation hinsichtlich der Risikoerfassung und -verbesserung als Gründe fürs Scheitern an. Relativ schnell nachbessern könnten Praxen bei folgendem Punkt: Oft sind die Verantwortlichen nicht klar benannt, oder es werden nicht alle Risikobereiche identifiziert und priorisiert. „Es ist sinnvoll einen Mitarbeiter in der Einrichtung als Risikomanager zu benennen und zu qualifizieren“, so der TÜV SÜD. Das kann der Praxisinhaber selbst sein, es wäre aber auch eine Möglichkeit, um einer Medizinischen Fachangestellten (MFA) mehr Kompetenzen zu übertragen.

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