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08.01.2025 | Rechtsmedizin | Übersicht

Femizide als extreme Form geschlechtsbezogener Gewalt gegen Frauen

verfasst von: Prof. Dr. Deborah F. Hellmann, Dipl.-Psych.

Erschienen in: Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie

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Zusammenfassung

Geschlechtsbezogene Gewaltviktimisierungen von Frauen, insbesondere Femizide, stellen ein globales Problem dar. Der vorliegende Artikel bietet einen Überblick über verschiedene Formen geschlechtsbezogener Gewalt gegen Frauen, wobei Femizide als extreme Form im Fokus stehen. Nach einer Herleitung und Diskussion der zentralen Begrifflichkeiten folgen Ausführungen zur Verbreitung von Femiziden international und speziell in Deutschland. Dabei handelt es sich jedoch lediglich um näherungsweise Schätzungen, da u. a. aufgrund eines fehlenden definitorischen Konsenses wenige valide Daten vorliegen. Ursachen und Risikofaktoren wurden (inter)national v. a. für sog. Intimizide untersucht und betreffen v. a. häusliche Gewalt, Drohungen und Trennungskonflikte. Um Femizide besser erfassen und präventive Maßnahmen entwickeln zu können, werden ein definitorischer Konsens und eine systematische Datenerhebung gefordert. Präventionsmaßnahmen sollten sich nicht nur auf potenzielle Opfer, sondern auch auf potenzielle Täter*innen fokussieren, um langfristig geschlechtsbezogene Gewalt gegen Frauen zu reduzieren.
Fußnoten
1
Das Konzept der Intersektionalität legt nahe, dass verschiedene Formen der Diskriminierung (z. B. aufgrund von Geschlecht und Herkunft) nicht isoliert auftreten, sondern vielmehr interagieren und sich gegenseitig verstärken (z. B. Posey 2024).
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Femizide als extreme Form geschlechtsbezogener Gewalt gegen Frauen
verfasst von
Prof. Dr. Deborah F. Hellmann, Dipl.-Psych.
Publikationsdatum
08.01.2025
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
Print ISSN: 1862-7072
Elektronische ISSN: 1862-7080
DOI
https://doi.org/10.1007/s11757-024-00864-1

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