Rechtsreport: Todesfall infolge von Hygienemängeln nach intraartikulärer Injektion in Praxis

Auszug

Die bayerischen Gesundheitsämter überprüfen alle Todesbescheinigungen (TB) in ihrem Amtsbezirk auf Vollständigkeit und Plausibilität. Danach werden diese für 30 Jahre archiviert. Das Gesundheitsreferat der Landeshauptstadt München (GSR) erhält die TB aller Personen, die im Stadtkreis München versterben. Der kontrollierenden Ärztin fiel die TB einer 86-Jährigen auf: Der leichenschauende Arzt hatte im November 2019 eine ungeklärte Todesart attestiert, nachdem es in zeitlichem Zusammenhang mit einer Kniegelenkinfiltration zu einer Staphylokokkensepsis gekommen war (Tab. 1). Der TB lag die Genehmigung der Staatsanwaltschaft zur Bestattung der Leiche bei; eine Leichenöffnung hatte nicht stattgefunden. Das GSR nahm im Rahmen der Amtshilfe Kontakt zum zuständigen Kriminalfachdezernat auf und bat um Mitteilung, in welcher medizinischen Einrichtung diese invasive Maßnahme vorgenommen worden war, da dies in der TB nicht vermerkt war. Es wurde mitgeteilt, dass es sich um eine orthopädische Praxis in München handelte. Die Gesundheitsämter sind gem. § 23 Abs. 6 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) für die infektionshygienische Überwachung von Arztpraxen zuständig. Ziel des GSR ist es, in einem solchen Fall zeitnah eine Überprüfung durchzuführen, um objektiv nachvollziehbar feststellen zu können, ob gravierende und systematische Hygienemängel in der Einrichtung vorliegen, und durch deren Behebung weitere Patienten vor einer möglichen Infektion zu schützen. …