Erschienen in:
08.12.2021 | Rektumkarzinom | Leitthema
Komplette Response nach neoadjuvanter Therapie beim Rektumkarzinom: Implikationen für die Chirurgie
verfasst von:
Carolin Kastner, Bernhard Petritsch, Joachim Reibetanz, Christoph-Thomas Germer, Univ-Prof. Dr. Armin Wiegering
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 2/2022
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Zusammenfassung
Für das (lokal fortgeschrittene) Rektumkarzinom stellt heute ein multimodales Therapiekonzept aus neoadjuvanter Radiatio/Radiochemotherapie, radikaler chirurgischer Resektion mit partieller/kompletter mesorektaler Exzision und anschließender adjuvanter Chemotherapie den internationalen „standard of care“ dar. Weiterentwicklungen in den neoadjuvanten Therapiekonzepten wie das Prinzip der totalen neoadjuvanten Therapie führen zu einer zunehmenden Anzahl an Patienten, die im Restaging nach erfolgter Neoadjuvanz ein vollständiges klinisches Ansprechen ohne klinisch nachweisbaren Residualtumor aufweisen. In Anbetracht des mit einer radikalen chirurgischen Resektion verbundenen Risikos hinsichtlich perioperativer Morbidität und ein potenziell nicht kontinenzerhaltendes Vorgehen stellt sich zunehmend die Frage nach der onkologischen Vertretbarkeit eines organerhaltenden Vorgehens bei vollständigem klinischem Ansprechen unter neodjuvanter Therapie. Das Therapieprinzip des „watch and wait“, definiert durch das Unterlassen einer unmittelbaren radikalen chirurgischen Resektion und Einschluss in ein engmaschiges, strukturiertes Nachsorgeprogramm, erscheint gegenwärtig, anhand der aktuellen Studienlage, als onkologisch vertretbar. Allerdings erscheint für die initiale Bewertung des Umfangs des klinischen Ansprechens und für die Strukturierung des engmaschigen Nachsorgeprogramms eine weitere Optimierung und Standardisierung auf Basis breit angelegter Studien notwendig, um dieses Konzept auch außerhalb spezialisierter Zentren einem klar definierten Patientenkollektiv als onkologisch gleichwertiges Therapieprinzip anbieten zu können.