Laterale Bauchwandhernien sind selten und werden uneinheitlich definiert, weswegen die Anwendung der Klassifikation der Europäischen Herniengesellschaft (EHS) nicht zuletzt zur Vergleichbarkeit der chirurgischen Ergebnisqualität sinnvoll ist. Zwischen echten faszialen Defekten und Denervationsatrophien muss unterschieden werden. Es besteht basierend auf der verfügbaren Literatur ein niedriger Evidenzlevel ohne Konsens zur besten operativen Strategie. Die Nähe zu knöchernen Strukturen und die komplexe Anatomie der dreischichtigen Bauchwand machen laterale Hernien versorgungstechnisch schwierig. Die chirurgischen Varietäten umfassen laparoendoskopische, robotische, minimal-invasive, offene oder Hybridzugänge mit unterschiedlichen Netzpositionen in Bezug auf die Bauchwandschichten. Die großflächige präperitoneale Netzverstärkung offen, transperitoneal laparoskopisch (TAPP) oder total endoskopisch präperitoneal (TEP) erfährt die breiteste Zustimmung. Das nötige Ausmaß der medialen Netzüberlappung wird determiniert von der Distanz der medialen Defektbegrenzung zum lateralen Rand der geraden Bauchmuskulatur. Die medialwärts gerichtete prä- und retroperitoneale Dissektion kann durch laterale Inzision der hinteren Rektusscheiden in die homolaterale bzw. durch Überkreuzung der Mittellinie hinter der intakten Linea alba bis in das kontralateral des Herniendefektes gelegene retrorektale Kompartment (RRK) ausgedehnt werden. Die intraperitoneale Onlay-mesh-Technik (IPOM) ist nur für kleinere Defekte mit möglichem Defektverschluss ein geeignetes Verfahren, bleibt aber auch als „Exit-Strategie“ bei defektem Peritoneum wichtig. Individualisierte prähabilitative und präkonditionierende Maßnahmen sind ebenso wie die präoperative anamnestische und klinische Befund- und Risikoeinschätzung mit radiographischer Schnittbilddiagnostik mandatorisch.