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Erschienen in: Die Gynäkologie 5/2022

20.03.2022 | Assistierte Reproduktion | Medizinrecht

Reproduktionsmedizinische Regelungen des ärztlichen Berufsrechts – Wandel und verbleibende Herausforderungen

verfasst von: Dr. Sebastian Krekeler, LL.M.

Erschienen in: Die Gynäkologie | Ausgabe 5/2022

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Auszug

Die Normierungsgeschwindigkeit im Bereich des ärztlichen Berufsrechts ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Davon im Wesentlichen betroffen war auch der Bereich der Reproduktionsmedizin, in welchem mit der Entscheidung zur Nichtfortschreibung der (Muster‑)Richtlinie zur Durchführung der assistierten Reproduktion eine höchst umstrittene Regelung weggefallen ist. Der Beitrag zeichnet die juristische Diskussion bezüglich dieser Vorschriften nach und zieht daraus Schlüsse für die zukünftige Entwicklung des ärztlichen Berufsrechts und der Vorschriften für die Reproduktionsmedizin. …
Fußnoten
1
Vgl. dazu schon Krekeler, MedR 2017, 868, 869 sowie Krekeler, Berufsordnungen im Rahmen der Verfassung, 2021, S. 74 ff.
 
2
Krekeler, Berufsordnungen im Rahmen der Verfassung, S. 74 f.
 
3
Im Rahmen dieses Artikels wird zur besseren Lesbarkeit allein die männliche Geschlechtsform gewählt. Damit sind – soweit sich aus dem konkreten Kontext etwas Anderes ergibt – immer alle Geschlechtsidentitäten gemeint.
 
4
Vgl. zu spezifischen Problemen im Rahmen der gynäkologischen Betreuung von lesbischen und bisexuellen Patientinnen in der Gynäkologie und Geburtshilfe auch schon Seyler/Dennert, Gynäkologie 2021, 457.
 
5
Krekeler, Berufsordnungen im Rahmen der Verfassung, S. 25; Quaas, in: Quaas, Zuck (Hrsg.), Medizinrecht, § 13 Rn. 1; Scholz, in: Spickhoff (Hrsg.), Medizinrecht, MBO Vorbemerkung Rn. 2; Wollersheim, in: Clausen, Schroeder-Printzen (Hrsg.), Münchener Anwaltshandbuch Medizinrecht, § 6 Rn. 2.
 
6
Lipp, in: Laufs, Katzenmeier, Lipp (Hrsg.), Arztrecht, II B Rn. 6.
 
7
Krekeler, Berufsordnungen im Rahmen der Verfassung, S. 25 f.
 
8
Vgl. nur Bergemann, Die rechtliche Stellung der Bundesärztekammer, S. 40 ff.; Berger, Die Bundesärztekammer, S. 44 ff.
 
9
Berger, Die Bundesärztekammer, S. 70 f.; Krekeler, Berufsordnungen im Rahmen der Verfassung, S. 27.
 
10
Krekeler, Berufsordnungen im Rahmen der Verfassung, S. 50 f.
 
11
Vor diesem Hintergrund ist der Weg, den die Ärztekammer Saarland gewählt hat, aus normsystematischer Sicht bedenklich: Anstelle des bisherigen Verweises auf die Richtlinie zur Durchführung der assistierten Reproduktion hat die Ärztekammer am 19.06.2018 beschlossen, die – ohnehin auch ohne Umsetzung verbindliche – neue Richtlinie der Bundesärztekammer auf Grundlage des § 16b TPG über § 13 BO zum Bestandteil des ärztlichen Berufsrechts zu machen (vgl. https://​www.​aerztekammer-saarland.​de/​files/​15621F68319/​%C4K0010%20​Richtlinien%20​zur%20​Durchf%FChrung%20​der%20​assistierten%20​Reproduktion.​pdf, zuletzt abgerufen am 24.09.2021. Vgl. dazu auch Krekeler, Berufsordnungen im Rahmen der Verfassung, 2021, S. 92 f.).
 
12
Die 2006 novellierte Version ist abgedruckt in Bundesärztekammer, DÄBl. 2006, 1392 (1392 ff.).
 
13
Vgl. Punkt 3.1.1. der (Muster‑) Richtlinie.
 
14
Verneinend etwa Landesregierung NRW, LT-Dr. 15/4143, S. 2; bejahend beispielsweise Bauer, Indikationserfordernis und ärztliche Therapiefreiheit, S. 13; Helms, in: Coester-Waltjen, Lipp, Schumann, Veit (Hrsg.), „Kinderwunschmedizin“ – Reformbedarf im Abstammungsrecht?, S. 48; Jofer, Regulierung der Reproduktionsmedizin, S. 193; Müller, GesR 2008, 573 (578).
 
15
Wenn die Richtlinie ausdrücklich mindestens eine festgefügte Partnerschaft zwischen einem Mann und einer Frau verlangt, führt dies mangels entsprechendem verschiedengeschlechtlichem Partnerschaftsstatus zwingend zu einem Ausschluss alleinstehender Frauen und Frauen in einer homosexuellen Partnerschaft, vgl. dazu und zu den unterschiedlichen Auffassungen Krekeler, Berufsordnungen im Rahmen der Verfassung, S. 77 f.
 
16
Bundesärztekammer, Richtlinie zur Entnahme und Übertragung von menschlichen Keimzellen im Rahmen der assistierten Reproduktion, abzurufen über https://​doi.​org/​10.​3238/​arztebl.​2018.​Rili_​assReproduktion_​2018. Vgl. zum Inhalt der Richtlinie auch Krekeler, Berufsordnungen im Rahmen der Verfassung, S. 90 f.
 
17
Krekeler, Berufsordnungen im Rahmen der Verfassung, S. 90.
 
18
Bundesärztekammer, Richtlinie zur Entnahme und Übertragung von menschlichen Keimzellen im Rahmen der assistierten Reproduktion, abzurufen über https://​doi.​org/​10.​3238/​arztebl.​2018.​Rili_​assReproduktion_​2018, Punkt 1.2; vgl. dazu auch Krekeler, Berufsordnungen im Rahmen der Verfassung, S. 91.
 
19
Bundesärztekammer, Richtlinie zur Entnahme und Übertragung von menschlichen Keimzellen im Rahmen der assistierten Reproduktion, abzurufen über https://​doi.​org/​10.​3238/​arztebl.​2018.​Rili_​assReproduktion_​2018, Punkt 1.2; vgl. dazu auch Krekeler, Berufsordnungen im Rahmen der Verfassung, S. 91.
 
20
Vgl. näheres zur Einordnung der Landesärztekammern im Normsetzungsgefüge bei Krekeler, Berufsordnungen im Rahmen der Verfassung, S. 28 ff.
 
21
Nach Ansicht des Verfassers ist dies zu verneinen. Näheres dazu bei: Krekeler, MedR 2017, 867, 868 ff.; Krekeler, Berufsordnungen im Rahmen der Verfassung, 2021, S. 129 ff.
 
22
BVerfG, Beschl. v. 19.04.1978 – BVerfGE 48, 210, 251.
 
23
Vgl. dazu nur Krekeler, MedR 2021, 880, 883 m. w. N.
 
24
Krekeler, Berufsordnungen im Rahmen der Verfassung, S. 358 ff.; Krekeler, MedR 2021, 880, 883.
 
25
Vgl. Bundesärztekammer, DÄBl. 2006, 1392, 1392, 1400.
 
26
Vgl. dazu auch schon Krekeler, MedR 2021, 880, 883 f.
 
27
Vgl. etwa Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Alleinerziehende in Deutschland, 2012, S. 11; Golombok, Modern Families, 2015, S. 37 ff., insb. S. 66; Rupp/Bergold, in: Rupp, Die Lebenssituation von Kindern in gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften, 2009, S. 308; Simoni, Sozialwissenschaftliche Grundlagen zu den Konzepten „Kindeswohl, Familie und Elternschaft“, 2012, S. 8, 50 ff., 80 f.; Thorn, in: Coester-Waltjen/Lipp/Schumann, Veit, „Kinderwunschmedizin“ – Reformbedarf im Abstammungsrecht?, 2015, S. 137.
 
28
Näher: Krekeler, Berufsordnungen im Rahmen der Verfassung, 2021, S. 389 ff. Im Ergebnis ebenso etwa: Bauer, Indikationserfordernis und ärztliche Therapiefreiheit, 2010, S. 40; Büchler/Clausen, FamPra.ch 2014, 231, 265; Gutmann, in: Arnold/Bernat/Kopetzki, Das Recht der Fortpflanzungsmedizin, 2016, S. 57; Sanders, Mehrelternschaft, 2018, S. 323; Valerius, medstra 2017, 20, 26.
 
29
Umfassend hierzu: Krekeler MedR 2021, 880.
 
30
Rechtsstand 17.02.2022. Zuletzt hat die Ärztekammer Westfalen-Lippe die Richtlinien zur Durchführung der assistierten Reproduktion neu gefasst und auf die statusrechtlichen Vorgaben verzichtet, vgl. https://​www.​aekwl.​de/​fileadmin/​user_​upload/​aekwl/​bekanntmachungen​/​WäB_​1020-1_​Amtliche_​BO_​1.​pdf; abgerufen am 24.10.2021. Auch die Ärztekammern Bremen und Rheinland-Pfalz haben zum Jahreswechsel 2021/22 ihre Berufsordnungen angepasst.
 
31
Bundesärztekammer, Richtlinie zur Entnahme und Übertragung von menschlichen Keimzellen im Rahmen der assistierten Reproduktion, abzurufen über https://​doi.​org/​10.​3238/​arztebl.​2018.​Rili_​assReproduktion_​2018, Punkt 2.6. Vgl. auch Punkt 3.3.2.1.: „Als Indikationen für eine heterologe Insemination kommen im Einzelfall insbesondere in Betracht: – schwere Formen männlicher Fertilitätsstörungen, – ausgeschöpfte Behandlungsoptionen im homologen System […]“.
 
32
Soweit im TPG davon gesprochen wird, dass die Einhaltung des Standes der medizinischen Wissenschaft vermutet wird, dürfte der Nachweis einer Indikation außerhalb der umfangreich ausdifferenzierten Regelungen in der Praxis kaum möglich sein, sodass behandelnde Ärzte dieses Risiko nicht eingehen sollten. Vgl. dazu auch Bader, Organmangel und Organverteilung, S. 177; Höfling, in: Höfling (Hrsg.), TPG, § 16 Rn. 29 ff. Sickor, GesR 2014, 204 (205); Krekeler, Berufsordnungen im Rahmen der Verfassung, S. 51.
 
33
Bundesärztekammer, Richtlinie zur Entnahme und Übertragung von menschlichen Keimzellen im Rahmen der assistierten Reproduktion, abzurufen über https://​doi.​org/​10.​3238/​arztebl.​2018.​Rili_​assReproduktion_​2018, Punkt 2.6.1: „In diesem Rahmen ist auch zu prüfen, ob die Infertilität ursächlich behandelt bzw. durch andere Verfahren als diejenigen der assistierten Reproduktion behoben werden kann (bspw. Korrektur eines Tubenverschlusses oder hormonelle Stimulation bei sekundärem Hypogonadismus des Mannes). Auch sollte bei Sexualstörungen als Ursache der Infertilität zunächst eine Sexualberatung/-therapie der Betroffenen erfolgen“.
 
34
Vgl. dazu Krekeler, Berufsordnungen im Rahmen der Verfassung, S. 92.
 
35
Vgl. dazu Krekeler, Berufsordnungen im Rahmen der Verfassung, S. 92; Krekeler MedR 2021, 880, 886.
 
36
Krekeler, Berufsordnungen im Rahmen der Verfassung, S. 413 ff.
 
37
Vgl. dazu Krekeler, Berufsordnungen im Rahmen der Verfassung, S. 425 ff.
 
38
BVerfG, Beschl. v. 26.07.2016 – BVerfGE 142, 313 (339); vgl. auch Krekeler, Berufsordnungen im Rahmen der Verfassung, S. 409.
 
39
Demgegenüber stellt die Indikationsstellung durch einen Arzt keine hoheitliche Tätigkeit dar, die an den Grundrechten zu messen wäre. Käme ein Arzt daher ungeachtet der Richtlinien zu dem Ergebnis, dass eine Indikation aufgrund der Risiken für die Patientin abzulehnen ist, ist dies selbstverständlich möglich und bewegt sich im Rahmen der ärztlichen Therapiefreiheit.
 
40
Vgl. dazu Krekeler, Berufsordnungen im Rahmen der Verfassung, 2021, S. 420 ff. m. w. N.
 
41
So Taupitz, NJW 2021, 1430, 1432.
 
Metadaten
Titel
Reproduktionsmedizinische Regelungen des ärztlichen Berufsrechts – Wandel und verbleibende Herausforderungen
verfasst von
Dr. Sebastian Krekeler, LL.M.
Publikationsdatum
20.03.2022
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Die Gynäkologie / Ausgabe 5/2022
Print ISSN: 2731-7102
Elektronische ISSN: 2731-7110
DOI
https://doi.org/10.1007/s00129-022-04928-3

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