Erschienen in:
01.10.2012 | Originalien
Retardiertes vs. schnell freisetzendes Oxcarbazepin bei therapierefraktärer fokaler Epilepsie
Eine offene multizentrische, randomisierte kontrollierte Studie
verfasst von:
Prof. Dr. B.J. Steinhoff, H. Stefan, A. Schulze-Bonhage, R. Hueber, W. Paulus, M. Wangemann, C.E. Elger
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 10/2012
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Zusammenfassung
Hintergrund
Ziel dieser Studie war die Beurteilung der Verträglichkeit und Wirksamkeit von retardiertem Oxcarbazepin (OXC-MR) gegenüber schnell freisetzendem Oxcarbazepin (OXC-IR) im Rahmen einer forcierten Aufdosierung bei Patienten mit fokalen epileptischen Anfällen mit oder ohne sekundäre Generalisierung, die unter einer OXC-IR-Vormedikation mit oder ohne weitere Antiepileptika nicht anfallsfrei waren. Primäres Studienziel war die Ermittlung der maximal verträglichen OXC-Tagesdosis mit OXC-MR bzw. OXC-IR.
Patienten und Methodik
Es handelte sich um eine multizentrische, randomisierte, offene, kontrollierte Phase-III-Studie mit 2 parallelen Gruppen. Die Patienten erhielten randomisiert über eine Gesamtbehandlungsdauer von 26 Tagen entweder OXC-MR oder -IR. Die anfängliche individuelle Tagesdosis von 900, 1200 oder 1500 mg OXC wurde an jedem 5. Studientag um 300 mg bis zu einer maximalen Tagesdosis von 2700 mg gesteigert. Bei Auftreten intolerabler Nebenwirkungen konnte die Dosis jeweils 2 Tage nach einer Erhöhung um 150 mg reduziert werden. Mit dem Fragebogen „Adverse Event Profile plus“ sowie dem Epitrack®-Testprotokoll wurden Nebenwirkungen sowie exekutive Fähigkeiten erfasst. Bei einem Teil der Patienten wurde zusätzlich die Wirkstoffkonzentration im Serum bestimmt.
Ergebnisse
Einundsiebzig Patienten (54% männlich, Alter: 19–70 Jahre) wurden randomisiert. Die maximal erreichte mittlere OXC-Tagesdosis lag für OXC-MR am Ende des Studienzeitraumes mit 1950 mg signifikant höher als in der OXC-IR-Gruppe mit 1650 mg (p = 0,022). Die Anzahl unerwünschter Ereignisse mit Kausalzusammenhang war mit 104 in der OXC-MR-Gruppe geringer als mit 138 in der OXC-IR-Gruppe. ZNS-assoziierte unerwünschte Ereignisse wie Schwindel, Tremor, Müdigkeit und Kopfschmerzen traten in der OXC-MR-Gruppe statistisch signifikant seltener auf (OXC-MR-Gruppe 65,7%, OXC-IR-Gruppe 88,9%, p = 0,01). Die Fluktuation der Wirkstoffkonzentration war während der Behandlung mit OXC-MR geringer verglichen mit OXC-IR.
Schlussfolgerungen
Retardiertes OXC lässt sich aufgrund seiner besseren Verträglichkeit höher aufdosieren als schnell freisetzendes OXC. Trotz der signifikant höheren mittleren Tagesdosis von retardiertem OXC berichteten die Patienten in der OXC-MR-Gruppe vor allem über eine geringere Anzahl zentralnervöser Nebenwirkungen.