Erschienen in:
20.01.2023 | Retinoblastom | Leitthema
Augenprothetik beim Kind – Möglichkeiten und Herausforderungen
verfasst von:
Prof. Dr. med. habil. Michael P. Schittkowski, Nikolai Weiss
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 2/2023
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Zusammenfassung
Eine der größten okularistischen Herausforderungen stellt die prothetische Versorgung von Kindern dar, insbesondere gilt das für Kinder mit angeborenen Anomalien wie klinischem Anophthalmus oder funktionslosem (blinder) Mikrophthalmus. Die häufigste Ursache für eine Prothesenanpassung im Kindesalter ist ein Zustand nach Enukleation wegen eines Retinoblastoms, gefolgt von Trauma und kongenitalen Pathologien. Die Regelversorgung nach Enukleation oder Eviszeration beginnt intraoperativ mit der Auswahl eines adäquaten Implantates und dem Einsatz eines Konformers am Ende der Operation zur Ausformung der Prothesenhöhle. Eine erste Prothese kann meist 4 Wochen postoperativ angepasst werden, die endgültige Versorgung erfolgt 3 Monate später. Kommt es iatrogen oder nach Infektion zu Vernarbungen der Prothesenhöhle, muss das okularistische Vorgehen mit Nutzung modifizierter Prothesenformen und kürzeren Behandlungsintervallen daran adaptiert sein. Operative Optionen umfassen die Narbenexzision, Mundschleimhaut- oder Amniontransplantation. Kongenitale Anomalien verlangen die kürzesten Behandlungsintervalle, beim Anophthalmus noch einmal mehr als beim Mikrophthalmus. Die Strategie ist durch simultane Stimulation des Weichteilgewebes der okulären Adnexe als auch der knöchernen Orbita gekennzeichnet. Nachdem selbstquellende Hydrogelexpander aktuell nicht mehr verfügbar sind, bleibt eine konservative Prothesenbehandlung die einzige Option. Eine enge Kooperation zwischen Kind/Eltern, Okularist und Okuloplastiker ist die beste Voraussetzung für ein langfristig gutes Behandlungsergebnis.