Coronakranke mit chronischer Rhinosinusitis lange infektiös?

COVID-19-Kranke mit chronischer Rhinosinusitis oder Atopie haben besonders lange SARS-CoV-2 in den oberen Atemwegen. Möglicherweise müssten sie länger isoliert werden, um Ansteckungen zu verhindern. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Üblicherweise haben COVID-19-Kranke eine Woche nach Symptombeginn kaum noch relevante Virusmengen in den oberen Atemwegen und können zu diesem Zeitpunkt andere über Tröpfchen und Aerosole nicht mehr anstecken. Doch bei einigen Patienten persistiert das Virus besonders lange. Dazu zählen vor allem Menschen mit einer chronischen Rhinosinusitis (CRS) sowie Atopiker. Bei ihnen lässt sich häufig auch noch vier Wochen nach der Erkrankung SARS-CoV-2 im Nasen-Rachen-Raum nachweisen. Zu diesem Schluss kommen HNO-Experten um Dr. Borja Recalde-Zamacona von der Universität in Pamplona, Spanien, nach PCR-Tests bei 513 hospitalisierten Patienten aus der ersten Pandemiewelle. Unter diesen identifizierten sie 18 Überlebende, die auch 28 Tage nach der Klinikaufnahme in PCR-Tests von Nasen-Rachen-Abstrichen noch viruspositiv waren. Als positiv wurden Personen mit einem Ct-Wert (cycle threshold) von weniger als 40 definiert. Ihnen stellten sie 36 COVID-19-Überlebende mit dem gleichen Geschlecht gegenüber, die nach 28 Tagen virusnegativ waren. In der Gruppe mit verlängerter Viruspersistenz ließ sich SARS-CoV-2 im Median über 49 Tage nach der Klinikaufnahme und 56 Tage nach Symptombeginn nachweisen, in der Kontrollgruppe waren es jeweils 23 und 30 Tage. Empfehlung der Redaktion 11.01.2021 | SARS-CoV-2 | Nachrichten Immunsupprimierte COVID-19-Patienten besonders lange infektiös? COVID-19-Patienten mit einer Immunsuppression infolge einer Stammzelltransplantation oder CAR-T-Zell-Therapie tragen bis zu zwei Monate lang replikationsfähiges Virus in ihren Atemwegen. Sie könnten also weitaus länger infektiös sein, als dies sonst der Fall ist. Die beiden Gruppen unterschieden sich geringfügig beim Altersschnitt (67 Jahre bei verlängerter Viruspersistenz, 61 Jahre in der Kontrollgruppe), der Anteil von Rauchern oder kardiovaskulär Erkrankten war aber in beiden Gruppen ähnlich hoch. Patienten mit anhaltender Viruspersistenz waren im Schnitt auch etwas schwerer krank – 56% entwickelten einen schweren oder kritischen Verlauf, 36% waren es in der Kontrollgruppe, der Unterschied erwies sich jedoch als statistisch nicht signifikant. 19-fach erhöhtes Risiko für Viruspersistenz Signifikante Differenzen fanden die Ärzte um Recalde-Zamacona jedoch bei respiratorischen Begleiterkrankungen. So hatten zwei Drittel der Patienten mit langer SARS-CoV-2-Persistenz eine CRS, in der Kontrollgruppe waren es nur 11%, Asthma wurde jeweils bei 22% und 8% beobachtet. Insgesamt hatten zwei Drittel mit langer Viruspersistenz eine Atopie, nur 25% waren es in der Kontrollgruppe. Wenig überraschend hatten die Patienten mit langer Viruspersistenz in der Vergangenheit auch häufiger Kortikoide inhaliert (33% versus 6%). Schauten die Ärzte 30 Tage nach der Klinikaufnahme nach SARS-CoV-2, so hatten 86% der dann noch Viruspositiven eine CRS. Berücksichtigten sie die initialen Ct-Werte und weitere Begleitfaktoren, so kamen sie bei CRS-Patienten auf ein rund 19-fach erhöhtes Risiko (Odds Ratio) für einen Virusnachweis in den oberen Atemwegen vier Wochen nach der Klinikaufnahme. Vor allem Patienten mit CRS, aber auch solche mit Atopie und inhalativen Kortikoiden, könnten daher weit länger als sieben bis zehn Tage infektiös sein und eine längere Isolationszeit benötigen, so die Schlussfolgerung der Ärzte aus Pamplona. Ob diese Vermutung zutrifft, bleibt jedoch aus zwei Gründen unklar: Zum einen wurden nur hospitalisierte Erkrankte mit einem recht ernsten Verlauf untersucht. Ob eine verlängerte Viruspersistenz auch bei CRS-Patienten mit mildem COVID-19-Verlauf auftritt, nur die sind für das Infektionsgeschehen relevant, lässt sich daraus nicht ableiten. Zum anderen ist unklar, wie lange die Betroffenen mit langer Viruspersistenz tatsächlich infektiös sind. Ein SARS-CoV-2-Nachweis allein sagt darüber recht wenig aus. Schließlich wurden nur sehr wenige Patienten untersucht, auch das könnte die Ergebnisse verzerrt haben. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Faktoren gehen mit einer besonders ausgeprägten SARS-CoV-2-Persistenz in den oberen Atemwegen einher? Antwort: Nach Daten einer spanischen Studie persistiert SARS-CoV-2 bei vielen Patienten mit chronischer Rhinosinusitis länger als vier Wochen in den oberen Atemwegen. Bedeutung: Möglicherweise sind Patienten mit chronischer Rhinosinusitis besonders lange infektiös. Einschränkung: Es wurden nur hospitalisierte Patienten untersucht, kleine Fallzahlen.

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