Etwa 3% der Menschen mit einer endoskopischen Nasennebenhöhlenoperation entwickeln ausgeprägtes Nasenbluten. Andere Komplikationen, wie Verletzungen des Nervus opticus oder eine Meningitis, treten nur äußerst selten auf, legt eine Registeranalyse nahe.
Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.
Eine endoskopische Nasennebenhöhlenoperation (Endoscopic Sinus Surgery, ESS) kann zwar vielen Menschen mit einer therapieresistenten chronischen Sinusitis wirksam helfen, geht aber, wie alle chirurgischen Eingriffe, mit einem gewissen Komplikationsrisiko einher. Welche Komplikationen dabei wie häufig auftreten, haben Ärztinnen und Ärzte um Dr. Ravi Dhamija von der Case Western Reserve University School of Medicine in Cleveland in den USA genauer untersucht. Sie kommen anhand einer Auswertung der TriNetX-Datenbank mit über 100 Millionen US-Versicherten zu dem Schluss, dass innerhalb von 30 Tagen lediglich 4% der Operierten nennenswerte Komplikationen erleiden, in drei von vier Fällen handelt es sich dabei um Epistaxis.
Das Team um Dhamija fand Angaben zu knapp 117.000 Personen, die sich in den vergangenen 20 Jahren erstmals aufgrund einer chronischen Sinusitis einer ESS oder einer funktionellen ESS unterzogen hatten. Zum Zeitpunkt der ESS waren die Betroffenen im Schnitt 55 Jahre alt, 26% hatten Asthma, 18% waren adipös, eine vasomotorische und allergische Rhinitis wiesen 36% auf, eine COPD ein Drittel. Psychische Probleme wie Ängste und Depressionen waren mit 34% ebenfalls sehr prävalent.
Die Forschenden schauten, wie häufig im ersten Monat nach der ESS Komplikationen auftraten, und gliederten diese in drei Kategorien: solche im Bereich der Schädelbasis (etwa Rhinoliquorrhö, Meningitis), der Orbita (Blindheit, Sehnervverletzung, Orbitalblutung) sowie Blutungen (Epistaxis, Karotisverletzungen).
Blutungen bei Männern häufiger als bei Frauen
Am häufigsten wurden Blutungen registriert (bei 3%), in den allermeisten Fällen (95%) handelte es sich dabei um Epistaxis, bei zehn Operierten kam es zu einer Karotisverletzung, 255 (0,2%) benötigten Bluttransfusionen.
Orbitale Komplikationen erlitten 0,7% – am häufigsten waren dies Blindheit oder vermindertes Sehvermögen (0,3%), 22 Personen entwickelten eine Orbitalblutung, zehn eine Sehnervverletzung.
Nur 0,2% präsentierten eine Schädelbasiskomplikation, in den meisten Fällen eine Rhinoliquorrhö, 38 hatten eine Meningitis, zehn einen Dura-Riss.
Frauen und Männer entwickelten ähnlich häufig Komplikationen im Bereich der Schädelbasis und der Orbita, Männer aber signifikant häufiger Blutungen (3,2% versus 2,8% unter Frauen).
Die Forschenden um Dhamija sehen durch ihre Analyse die ESS als recht sichere Prozedur bestätigt. Dennoch sollten Patientinnen und Patienten mit chronischer Sinusitis über die Risiken einer ESS, vor allem das substanzielle Blutungsrisiko, gründlich aufgeklärt werden.
Das Wichtigste in Kürze |
Frage: Wie häufig kommt es zu welchen Komplikationen nach endoskopischer Nasennebenhöhlenchirurgie (ESS) bei chronischer Rhinosinusitis? Antwort: Einer großen US-Datenbankanalyse zufolge erleiden etwa 3% in den ersten 30 Tagen nach dem Eingriff eine ausgeprägte Epistaxis, 0,2% Komplikationen im Bereich der Schädelbasis – vor allem eine Rhinoliquorrhö – und 0,7% im Bereich der Orbita. Bedeutung: Die ESS ist relativ sicher, Epistaxis ist mit Abstand die häufigste Komplikation. Einschränkung: Aus den Daten lässt sich nicht schließen, ob die erfassten Komplikationen durch die ESS oder andere Ursachen bedingt waren. |